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Malerische Alpen. Hier ein Gebirgsmassiv mit dem 3048 Meter hohen Piz Saliente in Italien.

© Thomas Burmeister/dpa/picture alliance

Kolumne Alle Wetter (10): Mit Buddha über die Alpen

Urlaubszeit ist Draußenzeit. Und wie war das Wetter?, wollen die anderen wissen. Wir erzählen in loser Folge Geschichtendavon, von Sonnenbrand bis Dauerregen.

Durch alle Wetter musst du geh’n, alle Wetter überstehen, jedes Mal wirst du der Trottel sein, aber einmal scheint die Sonne wieder fein. Das ist jetzt nicht sehr reimsicher, entspricht aber der Wirklichkeit einer Wanderschaft. Ich bin vor Jahren von München nach Venedig gelaufen, über den Traumpfad, und der fing bei milden Temperaturen und wärmendem Sonnenschein am Marienplatz an. Zum Brauneck hoch setzte Regen ein, der wurde zum strömenden Regen, dagegen gibt es Kleidung. Aus dem strömenden Regen grollte der Donner, und weil es dunkel wurde, blitzte es ab und an. Fein.

Wären da nicht die vielen Kreuze am Wegesrand, die an die vielen Wanderer erinnern, welche der Blitz getroffen hat. Man muss dann Ruhe bewahren und die vielen Toten in Relation setzen zu denen, die nicht getroffen wurden. Dass das Leben endlich ist, ja, so ist das eben.

Was macht das Wetter in den Bergen mit dem Menschen? Nichts. Auch wenn man da oben näher bei euch ist, mein Gott und Helfer Petrus, der Einfluss liegt bei null. Tags darauf brannte die Sonne runter, die lange Hose tauschte ich gegen die kurze, was dann die Waden verbrannte. Nach den ersten tausend Höhenmetern wäre ein kühlender Regen angenehm gewesen, aber das Wetter kann es einem da oben nie recht machen.

Warten im Lotus-Sitz

Einmal, oben am Schlauchkarsattel, war bei gleißender Sonne ein Schneefeld zu queren, wenn es jetzt runterpladdert, wird der Schnee rutschig, da kann man leicht wieder fünfzig Meter runterschliddern und von vorne anfangen. Es pladderte runter. Vorwärts immer, aufgeben nimmer. Wenn es heiß ist, helfen Bergbäche, wenn es nass wird, hilft nichts. Nur Buddha. Gelassenheit, Ergebenheit, Demut.

Beim Übergang von Österreich nach Italien, dem Land, wo die Zitronen blühen, setzte Schneetreiben ein, fünfhundert Meter vor der rettenden Hütte des PfitscherJochs. Das Schneetreiben war von solcher Art, dass die Hütte nicht mehr zu sehen war. Tags darauf gab es wieder sengende Waden und brennende Beine. Und dann kam ein endloser Abstieg irgendwo in Südtirol von einem Gipfelkreuz hinab zu einer Berghütte. Die Hütte war unterhalb zu sehen. Der Weg war steil, es regnete, der Weg war rutschig. Die Begleitung war noch etwa 300 Meter oberhalb. Der umsichtige Wanderer wartet, er setzt sich, es platscht von oben, es tropft von allen Seiten. Wer dann den Lotus-Sitz kann, ist im Vorteil. Man sitzt einfach nur da. Stoisch. Man muss sich Buddha als glücklichen Menschen vorstellen.

Bisher erschienen: „Kugelblitze“ (13.7.), „Meeres Leuchten“ (16.7.), „Cabrio“ (19.7.), „Blitz komm raus“ (22.7.), „Zwiebelsäckchen“ (26.7.), „Ein bisschen Matsch“ (29.7.), „Fahrenzeit 120“ (1.8.), „Sternenpark“ (4.8.) und „Venedigs Winde“ (9.8.)

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