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Mit dem Cabrio durch Kuba - ein heißes Vergnügen.

© picture alliance / dpa / Alejandro Ernesto / EPA

Kolumne Alle Wetter (3): Sonne, Meer und Cabrio

Urlaubszeit ist Draußenzeit. Und wie war das Wetter?, fragen die anderen, wenn man aus den Ferien kommt. Diesen Sommer erzählen wir Geschichten vom Wetter, von Sonnenbrand bis Dauerregen.

Unter dieser Sonne blitzt das Chrom noch heller. Fast senkrecht steht sie am Himmel, majestätisch gleißend, schelmisch grinsend. Herrscherin der Tropen. Wir sind auf Kuba, das heißt natürlich: Oldtimer. Sie sind Legion und Legende zugleich. Der gelbe Buick ist weiß gepolstert, die weichen Rundungen sind eine einzige Einladung einzusteigen. Hinter uns blitzt der Malecón, Havannas berühmte Uferstraße, fünf Kilometer lang und nicht besonders schön – eine Mauer, auf der man sitzt und aufs Meer schaut, Richtung Miami. Was alle tun, vor allem bei Sonnenuntergang. Baden kann man hier nicht. Wir wollen an einen richtigen Strand, bevor wir heimfliegen. Santa Maria heißt er und ist wie alle Strände Havannas nur über eine einstündige Taxifahrt erreichbar. Mehr als 25 Pesos convertible darf das nicht kosten, sagt man uns im Hotel. Der Fahrer will 40, wir einigen uns auf 35. Und lassen uns in die Sitze fallen.

Dass es sich um ein Cabrio handelt, war vielleicht keine gute Idee. Die Sonne brennt erbarmungslos. Ob der Fahrer das Verdeck schließen kann? Geht nicht, kaputt. Bleibt Sonnencreme, Lichtschutzfaktor 50. Havanna liegt an einer weitverzweigten Bucht, einem grandiosen Naturhafen. Ein Straßentunnel würde den Weg enorm abkürzen, der ist aber kaputt. Wer rüberwill, muss um die Bucht herum, quer durch die Stadt. Immerhin, so lassen sich die Kolonialfassaden bestaunen. Viel frische Farbe soll verdecken, wie ruinös sie sind. Es ist eine zwiespältige Pracht, die die Spanier hinterlassen haben, erbaut auf Blut, Ausbeutung und Zwangstaufen. Kuba, die singende Insel – und zugleich ein melancholischer Ort, an dem sich die Traurigkeit in die Fröhlichkeit faltet.

Die Hitze brennt sich in jede Pore

Nach den Spaniern kamen die Amerikaner, sie hinterließen vor allem: Autos. Wir erreichen das Umland, der Fahrtwind wirbelt durchs Haar. Tropenfeeling pur. Exotische Farne und Palmen, die Düfte und knalligen Farben, die Wärme, alles erleben wir im Cabrio ungefiltert. So schlecht ist das offene Verdeck doch nicht.

Bis ein Polizist uns zum Anhalten auffordert und Papiere sehen will. Plötzlich ist der Fahrtwind weg, die tatsächlichen Temperaturen machen sich bemerkbar, mit Macht. Also ins Wasser, schnell. Der Strand: reinste Bilderbuch-Karibik. Nach einer Stunde bringt uns das Taxi zurück nach Havanna, unter sengender Sonne, selbst der Fahrer fragt nach Sonnencreme. Wir geben ihm für die Rückfahrt 45 Pesos, so hat er doch seinen Schnitt gemacht. Die Hitze brennt sich in jede Pore. Und die Taxifahrt in die Erinnerung.

Bisher: „Kugelblitz am Lago Maggiore“ (13. 7.), „Wo das Meer leuchtet“ (16. 7.)

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