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Kultur: Komische Oper setzt auf türkische Untertitel

Einen Migrationshintergrund zu haben, ist in Berlin normal. Nur 700 000 der 3,4 Millionen Berliner sind auch hier geboren.

Einen Migrationshintergrund zu haben, ist in Berlin normal. Nur 700 000 der 3,4 Millionen Berliner sind auch hier geboren. Das Ballhaus Naunynstraße („Verrücktes Blut“) oder der Heimathafen Neukölln („Arabboy“) zeigen allen Sarrazinismen zum Trotz schon seit einiger Zeit, welch kreative Funken man aus diesem Potenzial schlagen kann – die Philharmoniker nicht zu vergessen mit ihrer „Alla turca“-Reihe. Jetzt geht auch die Komische Oper in die Offensive. Im Herbst startet sie ihr Projekt „Türkisch. Oper kann das!“. Die in die Sitze integrierte Übersetzungsanlage wird dann neben Deutsch, Englisch und Französisch auch Türkisch anbieten. Intendant Andreas Homoki formuliert den wichtigsten Einwand – dass Migranten vor allem Deutsch lernen sollten – gleich selbst, um ihn zu widerlegen: Muttersprache und Deutsch müssten gemeinsam aufgewertet werden. Plakate und Anzeigen, Workshops und der Kontakt zu Migranten- Netzwerken sollen künftig dafür sorgen, dass türkische Besucher den Weg in die Behrenstraße finden.

Homokis Nachfolger Barry Kosky ist begeistert. Berlin sei seit jeher „eine Stadt der Wanderer, Träumer, Zigeuner und verlorenen Seelen“, sagt er (siehe Kasten). Überall auf der Welt würden sich seit Tausenden von Jahren Sprachen, Kulturen, Essgewohnheiten vermischen, „mit riesigem Erfolg“. Und um zu zeigen, dass es nicht nur darum geht, türkischen Besuchern Wagners „Meistersinger“ vorzusetzen, will Kosky schon bald die Oper eines türkischen Komponisten mit deutschen und türkischen Sängern ins Programm nehmen. Udo Badelt

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