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Kultur: Komische Staatsoper

Ein Doppelschlag, ein Zufallstreffer. Zweimal Oper, an einem Wochenende: hier ein Abend grandioser Schauspielkunst, dazu eine Musik, deren himmlische Schönheit die irdische Grausamkeit plötzlich so punktgenau illustriert, dass dem Zuschauer eng ums Herz wird – und dort hölzernes Rumstehtheater, Sänger, denen man ihre leidenschaftlichen musikalischen Klagen in keiner Sekunde glaubt.

Ein Doppelschlag, ein Zufallstreffer. Zweimal Oper, an einem Wochenende: hier ein Abend grandioser Schauspielkunst, dazu eine Musik, deren himmlische Schönheit die irdische Grausamkeit plötzlich so punktgenau illustriert, dass dem Zuschauer eng ums Herz wird – und dort hölzernes Rumstehtheater, Sänger, denen man ihre leidenschaftlichen musikalischen Klagen in keiner Sekunde glaubt. Dass in Berlins Komischer Oper, bei Mozarts „Entführung aus dem Serail“, eine Akrobatin vom Himmel niederschwebt, in der benachbarten Staatsoper, bei Verdis „Don Carlo“, fünf Ungläubige als nackte Fackeln kopfüber in Richtung Schnürboden gezogen werden, ist nur eine formale Ähnlichkeit. Die beiden jüngsten Inszenierungen, mit denen sich der Hauptstadt kleinste und größte Oper zum Ende der Spielzeit präsentieren, sind indes paradigmatisch für den Zustand der Häuser. Mit spannenden Inszenierungen hat von den drei Berliner Musiktheatern zuletzt nur die Komische Oper geglänzt: mit David Aldens „Alcina“, mit seinem „Tamerlano“, mit Peter Konwitschnys „Don Giovanni“ und eben jetzt mit der „Entführung“ des spanischen Regisseurs Calixto Bieito. Das glänzende Schlachtschiff Staatsoper segelt hingegen ungestört von einer uninspirierten Inszenierung zur nächsten. Dass bei allen Opernreformplänen gleichwohl immer nur die kleine, von keiner Lobby unterstützte Komische Oper, nie aber die von Kanzlerhand geschützte Staatsoper zur Disposition stand: Das wiederum ist paradigmatisch für den Zustand Berliner Kulturpolitik.

Christina Tilmann

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