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Kultur: Kommentar: Alles und mehr

Acht mal schon ist sie zusammengetreten, nun endlich hat die vom Senat und dem Bund berufene "Expertenkommission Historische Mitte" - treffender als Schlossplatzkommission bekannt - ein konkreteres Nutzungskonzept für das ehemalige Schlossareal empfohlen (vgl. Bericht auf Seite 10).

Acht mal schon ist sie zusammengetreten, nun endlich hat die vom Senat und dem Bund berufene "Expertenkommission Historische Mitte" - treffender als Schlossplatzkommission bekannt - ein konkreteres Nutzungskonzept für das ehemalige Schlossareal empfohlen (vgl. Bericht auf Seite 10). Und seit wenigen Tagen hat das gemeinsame Gremienkind sogar einen Namen: "Humboldt-Forum" wurde das kulturpolitische Retortenbaby getauft; sein voraussichtlicher Geburtstermin: nicht vor 2010.

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Klaus-Dieter Lehmann hatte im Mai letzten Jahres mit seinem Vorschlag, die Sammlungen zur außereuropäischen Kunst und Völkerkunde aus der Randlage Dahlem in die Mitte der Mitte zu transferieren, Bewegung in die bis dahin mehr von Formen und Kulissen als konkreten Inhalten geprägte Berliner Schlossdiskussion gebracht. Flugs meldeten auch die Humboldt-Universität (für ihre hauseigenen Sammlungsbestände zur Wissenschaftsgeschichte) und die Berliner Stadt- und Landesbibliothek Raumbedarf an - und saßen mit im Boot.

Die noch im Frühjahr von Lehmann und "Museumsgeneral" Peter-Klaus Schuster erhoffte Gewichtung zu Gunsten "eines der größten Universalmuseen aller Künste und Kulturen" wäre im aktuellen Vorschlag jedoch nur noch in bescheidenerem Rahmen zu realisieren. Forderte Schuster damals ein Drittel der ursprünglich avisierten 150 000 Quadratmeter für die Stiftung, spricht Kommissions-Vorsitzender Hannes Swoboda jetzt nur noch von höchstens "100 bis 120 000 Quadratmetern". Wird die Preußenstiftung, die am Schlossplatz ihre übernationale Kompetenz in Sachen Weltkulturerbe demonstrieren möchte, so womöglich zur ersten Verliererin des Nutzer-Monopolys?

Zu groß scheinen die Vorbehalte gegen eine museale Monokultur auch bei Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin, der keine reine "Addition bestehender Einrichtungen" wünscht. Stattdessen erhofft man Synergieeffekte zwischen Sammlungen, Bibliothek und Räumlichkeiten, die Bildung, Kongressen und gehobener Unterhaltung gleichermaßen dienen. In jedem Falle müsse, so wünscht es Nida-Rümelin, auch ein eigenständiger Träger gefunden werden: "Wir sollten diesen Ort nicht kommerzialisieren, aber auch kommerzielle Nutzungen im Ferneren zulassen." So nähert man sich der Quadratur des Schlosses: vom Universalmuseum zum Multiplex.

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