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Kommentar: Happy new ears!

Kaum heißt ein sinfonischer Abend Event, geht der Run auf die Vorverkaufskasse los. Frederik Hanssen empfiehlt Klassik unplugged.

Die Einführung amerikanischer Begriffe hat dem Breitensport einen unglaublichen Kick gegeben: Seit Gymnastik Fitness heißt und Waldlauf Jogging, arbeiten die Deutschen mit ganz anderem Elan an der Definition ihrer Körper, hat Axel Hacke jüngst in seiner „SZ“- Kolumne erklärt. Eine Beobachtung, die sich hundertprozentig auf den Bereich der klassischen Musik übertragen lässt. Mit Wunschkonzerten, die jetzt Easy Listening heißen, gelingt es, die kulturfernen Massen zu aktivieren: Paul Potts, André Rieu, David Garrett und Co. verwandeln Couch Potatoes in Eintrittskartenkäufer und Mehrzweckhallenbesucher. Kaum heißt ein sinfonischer Abend Event, geht der Run auf die Vorverkaufskasse los, Solo-Auftritte werden erfolgreich als Recitals vermarktet. Da ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auf den Plakaten für Klassik-Konzerte der Hinweis unplugged erscheint. Da staunt die mit Popmusik aufgewachsene Generation: Hier machen Menschen technisch unverstärkt Musik!

Die McDonaldisierung der Klassik? Nein, es handelt sich um Customer Oriented Labeling, eine unbedingt zu preisen de Dienstleistungsmentalität, die Hemmschwellen abbauen hilft. Wenn musikmuffelige Freunde das nächste Mal mosern, warum man ständig in die Philharmonie oder ins Konzerthaus pilgert, lautet die Antwort: Leute, ich trainiere für den Iron Man of Music! Erst ein Liederabend, dann drei Stunden Kammermusik, gefolgt von einem hammerharten zeitgenössischen Programm, zwei Bruckner-Sinfonien oh ne Pause und einer Wagner-Oper. Endlich ein Sixpack auf dem Trommelfell!

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