zum Hauptinhalt
Rusalka

© Promo

Komödie: Geh, sattle das Meer

Mit "Rusalka" eröffnet die Berlinale-Sparte Panorama.

Ein Holzhaus, ein Schuppen, eine Laterne. Ein russisches Städtchen am Strand. Rostige Wracks liegen schief im Hafen, Wäsche bläht sich im Meereswind. Hier wohnt Alisa mit Mutter und Oma zwischen Einmachgläsern und dem rostigen Taucheranzug ihres Vaters. Der Matrose ist verschollen, seit es mit der Mutter zu einer sehr kurzen Begegnung unter Wasser kam.

Alisa (Masha Shalaeva) hat von Geburt an eine Gabe: Wenn sie ins Meer bläst, bekommt sie schäumend Antwort. Außerdem kann sie Wünsche wahr werden lassen. Leider steht deren Erfüllung mit dem ursprünglichen Wunsch meist nur in ungenauem Zusammenhang. Oft gibt es ein Desaster. Ein Brand, ein Orkan und ein Verkehrsunfall mit Todesfolge gehen direkt auf ihr Konto.

Nachdem das Ende der Welt zwar angekündigt wird, aber dann doch ausbleibt, beschließt Alisa zu schweigen. Für immer. Auch in Moskau, wo sie sich nach dem Orkan mit Mutter und Oma eine Wohnung nimmt. Sie findet eine Arbeit, bei der man nicht sprechen muss: als wandelndes Telefon, später als Bierkrug, verteilt sie Handzettel und schaut sich dabei die Menschen an. Dann rettet sie einen jungen Geschäftsmann, der sich offenbar das Leben nehmen will. Von da ab hat Alisa eine Mission.

Die russische Regisseurin Anna Melikian nimmt Hans Christian Andersens „Die kleine Meerjungfrau“, macht daraus eine melancholische Burleske und verlegt die Geschichte des hoffnungslos verliebten Wassergeschöpfs ins Moskau von heute. Ein herrlich skurriles Märchen über die Schwierigkeiten einer jungen Frau, erwachsen und akzeptiert zu werden – voller mitreißendem Bildwitz und immer neuen Überraschungen.

„Rusalka“ (russisch für Meerjungfrau), ist nach „Mars“ (2004) Melikians zweiter Film und der Eröffnungsfilm des Panorama. Es ist das Werk einer Filmemacherin, die nicht nur über eine schier unerschöpfliche Einfallsgabe zu verfügen scheint, sondern auch über jenes makellose Handwerk, das man braucht, um so viele Einfälle mit leichter Hand umzusetzen. Der visuelle Humor dieses eigentlich recht herben Films reiht eine Pointe an die nächste – es wirkt spontan, und doch kann dies nur mit ausgeprägtem technischen Können erreicht werden. Das perfekte Komödien-Timing verdankt sich insbesondere Melikians sekundengenauem, treffsicheren Filmschnitt.

Die Hauptrolle der Alisa schrieb sie ihrer Freundin und ehemaligen Mitstudentin Masha Shalaeva auf den Leib. Diese Meerjungfrau ist kein liebliches Naturwesen, sondern eine trotzige Außenseiterin von eher herber Schönheit. Männer kommen in „Rusalka“ übrigens nur am Rande vor. Sebastian Handke

Heute 21 Uhr (Cinemaxx 3), 8. 2., 20.15 Uhr (Cinestar 3), 9. 2., 17.45 Uhr (Cinestar 3), 11. 2., 22.30 Uhr, (Cubix 7 & 8 Interlocked)

Zur Startseite