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Kultur: Kontrolle ist ein Wanderschuh

hört die neue Berlin-Hymne Die Single der Woche kommt aus Berlin und heißt „An die Wand“. Um Missverständnissen vorzubeugen: Mit dem Film, der so ähnlich heißt, hat das nichts zu tun.

hört die neue Berlin-Hymne Die Single der Woche kommt aus Berlin und heißt „An die Wand“. Um Missverständnissen vorzubeugen: Mit dem Film, der so ähnlich heißt, hat das nichts zu tun. Auch wenn die Verwechslungsgefahr der Sache vermutlich nicht schaden würde.

Zu den Fakten: Gegen Ende der Neunzigerjahre schloss sich der Berliner Teenager Daniel Baumann einem Elektrokollektiv mit dem programmatischen Namen „Unkool“ an, pilgerte durch die üblichen Läden und Clubs und spielte auch mal mit mehr oder weniger bekannten Bands. Im Jahre 2002 dachte er sich den Namen „Nachlader“ aus. So nannte man Computerspiele, die zu Zeiten des C 64 neue Level nachladen mussten, weil die Speicherkapazität nicht reichte. Heutige Spiele tun dies auch noch, aber die alte Commodore-Zeit mit ihren Helden Frogger und Pac Man passt auch ganz gut zu Baumanns Musik. Die gilt seitdem als Geheimtipp bei Fans der elektronischen Liedermacherei, nun mausert sich Nachlader allmählich zum regionalen Star.

Seine monotonen Rythmen erinnern an Trio („Da Da Da“), aber auch an zeitgenössische Berliner Kollegen wie Winson („Wovon lebt eigentlich Peter?“) oder Jens Friebe. „Man muss nicht immer Protestlieder singen. Zurück zu den einfachen Dingen“, heißt es auf der Single (zu hören unter www.nachlader.de). Eine Absage an pseudo-politische Parolen, die von so manchen neuen Platten tönen, dabei aber nichts zu sagen haben. Oder auch: „Kontrolle ist ein Wanderschuh, a-ha-ha“. Nicht gerade verständlich, aber vielleicht die einzige Art von Parole, die man heute noch gerne unterschreibt. Nachlader tourt damit bundesweit durch die Läden. Gestern spielte er in Rüssels- und heute in Tauberbischofsheim.

Auch seine Heimatstadt bespielt Nachlader gemeinsam mit dem Duo Mittekill seit längerer Zeit mal wieder: am 19.12. in der Zentralen Randlage (Schönhauser Allee 172, Prenzlauer Berg). „Geld ohne Arbeit sofort / Arbeit ohne Geld (...) Gib mir Geld“, wird er dann wieder singen. Sowas hört man in Trainingsjackenträgerkreisen gerne. Dort feiert man das Stück denn auch schon als neue Berlinhymne. Wenigstens für einen Winter.

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