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Kultur: Konzentriert

Strategische Partnerschaft? Piper kauft Berlin Verlag.

Man kann das Ganze getrost der Kategorie „zunehmende Verlagskonzentration in Zeiten der Globalisierung“ zuordnen. Lässt man die Globalisierung weg, muss es aus deutscher Sicht auch heißen: Die Turbulenzen beim Berlin Verlag gehen weiter. Jedenfalls hat der in München ansässige, zum schwedischen Medienkonzern Bonnier gehörende Piper Verlag den Berlin Verlag mitsamt Bloomsbury Berlin gekauft, der seinerseits Teil der britischen Bloomsbury Gruppe ist. Allerdings muss diesem Kauf noch das Kartellamt zustimmen. Der Kaufpreis soll 2,6 Millionen Euro betragen, dazu kommen 800 000 Euro für die deutschen Rechte von Bloomsbury-Titeln und eine Million Euro für den Namen Bloomsbury Berlin.

Beide Seiten sprechen von einer „strategischen Partnerschaft“. Dabei beschreiben die die Zusammenarbeit feiernden Aussagen von Nigel Newton von Bloomsbury und Hartmut Jedicke von Bonnier Media Deutschland auch die neue Situation auf dem Markt sehr gut. Newton geht davon aus, dass durch den Verkauf „Bloomsburys Zukunft in Deutschland langfristig gesichert sei“, dass „unsere bedeutenden internationalen Autoren noch erfolgreicher in Deutschland“ verlegt werden. Und Jedicke verspricht sich viel von Bloomsburys internationalen Autoren wie Khlaed Hosseini oder William Boyd, betont „die starke Stellung von Piper im deutschen Markt“ und setzt nicht zuletzt auf „eine kreative Mannschaft in Berlin, die besonders deutsche Stimmen nach vorne bringt.“

Tatsächlich wirkten die Planungen Bloomsburys für den Berlin Verlag nach den Umstrukturierungen der Londoner Verlagsgruppe aus dem letzten Jahr unausgegoren. Zentralisierung war angesagt, vier internationale Verlagsbereiche mit länderübergreifender Kompetenz sollten die alte Aufteilung nach geografischen Märkten ersetzen. Und der feine, aber nicht übermäßig marktmächtige Berlin Verlag schien nicht unbedingt geeignet, um Bloomsbury in Deutschland oder Europa stark zu machen. Piper ist da ein anderes Kaliber, mit einem erfolgreichen Sachbuchprogramm, mit Bestsellerautoren wie Charlotte Roche und Ferdinand von Schirach. Nur mit den ambitionierteren literarischen „deutschen Stimmen“ hapert es bei Piper, da steht der seinem Selbstverständnis nach literarische Verlag auf eher schmalem Fuß. Insofern passt die „Kreativabteilung“ aus Berlin gut ins Portfolio.

Wie eigenständig der Berlin Verlag bleibt, ob der Standort gesichert ist (zu Bonnier gehört ja auch der in Berlin ansässige Ullstein Verlag), ob alle Abteilungen von Lektorat, Vertrieb bis zur Werbung in ihren alten Form erhalten bleiben, ist fraglich. Zumindest wird einmal mehr Elisabeth Ruges Weggang 2011 von dem von ihr geleiteten Berlin Verlag nach den Umstrukturierungen bei Bloomsbury nachvollziehbar. Ruge leitet nun die Hanser-Dependance in Berlins Friedrichstraße. Weshalb man sagen könnte, nicht zuletzt nach der Ankündigung des ersten Hanser-Berlin-Programms im Herbst mit Büchern von Richard Ford, Henning Ritter oder Richard Sennett: Der Berlin Verlag, wie man ihn kennt, wird bei Hanser fortgeführt. Gerrit Bartels

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