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Konzert: Philippe Jordan dirigiert in der Berliner Philharmonie

Philippe Jordan, Musikdirektor der Pariser Oper, dirigiert das Deutsche-Symphonie-Orchester und greift dabei auf Klassiker wie Beethovens Neunte oder die Psalmsinfonie von Igor Strawinsky zurück.

Wer zählt die Aufführungen der Neunten, die der Rundfunkchor Berlin schon gesungen hat! Auch diesmal siegt er bei einer Schlacht um die d-Moll-Sinfonie Beethovens in der Philharmonie. Wenn Dirigent Philippe Jordan auf das souveräne Kollektiv von Simon Halsey weist, steigert sich kreischender Applaus. Teil daran hat das zumal in den Männerstimmen mit Nikolai Schukoff und Günther Groissböck imponierende Solistenensemble, darin wirkt der Bassist als Rufer in der Wüste: „O Freunde.“ Und natürlich das Deutsche-Symphonie-Orchester, das einem dirigentischen Kraftakt mit gebotenem Engagement und Qualität folgt.

Jordan, seit 2009 Musikdirektor der Pariser Oper, hat sich in Berlin als Erster Gastdirigent der Staatsoper beliebt gemacht. Und im Konzert bleibt unverkennbar, dass die raumgreifende Koordination von Orchestergraben und Bühne seine Gestik und Musikernatur geprägt hat. Er eröffnet mit der strengen Psalmensinfonie, die Igor Strawinsky 1930 „à la gloire de DIEU“ geschrieben hat, um sich dann mit Beethoven in einen Freudentaumel aus „Kuss“ und „Welt“ zu werfen.

Gibt er in der Partitur ohne Geigen und Bratschen noch einer gespannten Sachlichkeit Raum und mit dem Chor feinen archaischen Pianoklängen, so gerät Jordan schließlich im Brudermarsch „wie ein Held zum Siegen“ beinahe außer sich. Die Idee, beide Kompositionen, „zur Ehre Gottes“ und „überm Sternenzelt“, zu kombinieren und mit Beethovens Silvesterstück ohne äußeren Anlass in den Mai zu singen, nimmt für sich ein. Der 36-Jährige aber will zu viel, wenn er forsch jedes Detail diktiert. Er riskiert, dass die so gepeitschte Musik ihren Atem, ihr Geheimnis verliert.

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