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Volles Rohr. Die tiefen Töne großer Orgeln lassen den Brustkorb erzittern.

© Lisa Ducret/dpa

Konzerte, Rundgänge und mehr: So umfangreich feiert Berlin das Orgeljahr 2021

Die Orgel ist das Instrument des Jahres 2021. In Berlin und Brandenburg gibt es zu diesem Anlass Konzerte, Stadtrundgänge, Ausstellungen und mehr. Wir präsentieren die Highlights.

Mehr als 800 Orgeln werden in Berlin regelmäßig gespielt, fast 1500 Orgeln gibt es in Brandenburg. Und weil die Landesmusikräte 2021 die Orgel als „Instrument des Jahres“ feiern, windet sich ein „Orgelband“ durch Stadt und Land: So nennt sich das Veranstaltungsnetzwerk, das alle Aktivitäten bündelt. Auf der Website www.landesmusikrat-berlin.de finden sich die Termine praktisch aufgelistet. Im August beispielsweise sind Konzerte im Dom zu Brandenburg zu erleben, in der Wilmersdorfer Auenkirche oder der Gethsemanekirche in Prenzlauer Berg.

Das Charlottenburger Goethe-Gymnasium präsentiert stolz seine schuleigene Sauer-Orgel, im Umland locken Konzerte nach Niemegk, ins Kloster Lehnin, nach Wittenberge, Pritzwalk oder auch in die Friedenkirche von Potsdam Sanssouci. Und natürlich wird die Kaiserin unter den Königinnen der Instrumente brausend ihre 7269 Pfeifen ertönen lassen, die 1905 geweihte Monsterorgel des Berliner Doms.

Zwei original erhaltene Kino-Orgeln gibt es außerdem noch in der Stadt, einst gebaut zur musikalischen Untermalung von Stummfilmen: im „Babylon“ in Mitte und im Musikinstrumentenmuseum am Kulturforum. Dort steht die europaweit einzigartige „Migthy Wurlitzer“, die dank ihrer 200 Register und diverser eingebauter Schlag- und Effektinstrumenten jede nur erdenkliche Atmosphäre entstehen lassen kann. Sie wird jeweils samstags um 12 Uhr und sonntags um 15 Uhr im Rahmen einer Führung vorgestellt.

Am 22. August gibt der 1997 geborene Sebastian Heindl ein Konzert auf der „Mighty Wurlitzer“, bei dem er unter anderem Kompositionen von Charlie Chaplin, den Comedian Harmonists und George Gershwin spielen wird. Eine Sonderausstellung gibt zudem Einblicke in die Musizierpraxis vom Mittelalter bis heute. Elektrische und elektronische Orgeln spielen dabei ebenso eine Rolle wie die traditionellen Drehorgeln. Am 21.8. und 4.9. werden außerdem Orgel-Workshops für Kinder angeboten.

Die Geschichte der Berliner Orgeln will auch eine App lebendig werden lassen, die der Landesmusikrat mit dem Verein „Berlin History“ entwickelt hat. Es werden Stadtrundgänge und Podcasts angeboten, Texte, Bilder, Klangbeispiele und Videos bringen die Instrumente direkt aufs Smartphone (kostenlos im App Store oder bei Google Play).

Der kleine Bruder der Orgel

Das Landesjugendensemble Neue Musik Berlin widmet sich an diesem Samstag dem kleinen Bruder der Orgel, also dem Harmonium. Unter der Leitung von Catherine Larsen-Maguire werden die Nachwuchsmusiker:innen in der Villa Elisabeth unter anderem die Uraufführung „Cappella di buffoni“ präsentieren, ein Stück für Harmonium und Bläserensemble, mit dem die erst 17-jährige Elisa Franke beim Wettbewerb „Jugend musiziert Berlin“ 2021 einen Sonderpreis erringen konnte.

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1842 meldete der französische Orgelbauer Alexandre-François Debain das Patent auf ein neues Instrument an, das er Harmonium nannte. Gegenüber klassischen Orgel hatte es zum einen den Vorteil, dass es kompakt und dadurch für den Gebrauch selbst im heimischen Salon geeignet war. Und zum anderen konnte es dank einer besonderen Technik die Töne flexibler und expressiver gestalten als bisher gewohnt. Das Harmonium wurde zum Verkaufserfolg, 1904 lernte der deutsche Komponist Sigfrid Karg-Elert die Nobelversion des „Kunstharmonium“ kennen und schuf für dieses Instrument maßgeschneiderte Werke, die Jan Hennig am Samstag um 18 Uhr im Musikinstrumentenmuseum vorstellen wird.

Seinen Höhepunkt soll das Orgeljahr 2021 am 12. September erleben. Dann wird es zeitgleich mit dem Tag des offenen Denkmals einen „Tag der Orgel“ geben, mit vielfältigen Angeboten stadtweit und einem Auftritt der weltbesten Organistin Iveta Apkalna im Konzerthaus am Gendarmenmarkt.

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