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Kultur: Kopfball (17)

Am Tage des Achtelfinales begann in Worms um 11 Uhr meine Probe zu „Die Nibelungen“, und ich wusste nicht, ob dies für Rudi Völler ein gutes Omen war. Einerseits gehen die Nibelungen nämlich fürchterlich unter, andererseits doch irgendwie erst im Finale, bei den Hunnen?

Am Tage des Achtelfinales begann in Worms um 11 Uhr meine Probe zu „Die Nibelungen“, und ich wusste nicht, ob dies für Rudi Völler ein gutes Omen war. Einerseits gehen die Nibelungen nämlich fürchterlich unter, andererseits doch irgendwie erst im Finale, bei den Hunnen? Auf jeden Fall sind die Schauspieler gestern alle eingetroffen im extra für die Nibelungen gebauten Hotel. Als ich eintraf, dachte ich, ich seh’ nicht richtig: „Parkhotel Prinz Kahn!“ In der Regel heißen die Etablissements hier „Kriemhild-Hotel“ oder „Plaza Siegfried“. Doch ich hab’ immer zum Regisseur gesagt, wir bräuchten jemanden für Siegfried wie den Kahn, der Kahn ist auratisch und weltklasse, deutsch und eckig andererseits. Nunja. Die Schauspieler, der Regisseur, das Team, wir sind auf jeden Fall die ersten, die im „Prinz Kahn“ übernachten, die Farbe riecht noch. Ich habe zwei neue Fernseher auf dem Zimmer, im Bad hörte ich die Nationalhymne auch noch durch WC-Lautsprecher beim Duschen. Um 8 Uhr 15 ließen sich heute morgen alle Nibelungen wecken, um 9 Uhr 15 schnell Frühstück: Hagen von Tronje nahm sich Rührei und sagte, „so ein Scheiß-Achtelfinale“ habe er nie gesehen. König Etzel aß Müsli und erklärte dem Regisseur und Mutter Ute, Chilavert, der Torhüter von Paraguay, habe etwas von seiner Figur. Nur Siegfried erschien nicht zum Frühstück, der war wieder eingeschlafen in der ersten Halbzeit und wachte erst durch Neuville und Faßbenders ARD-Schrei wieder auf und eilte ohne Frühstück zur Probe. Dort traf auch Kriemhild erst am Morgen aus Berlin kommend ein. Die Wormser Jugend fuhr gerade für Völlers Jungs einen Fahnen schwenkenden Autokorso um’s Festspielhaus und Kriemhild, die glaubte, es sei der Jubel zum Probenbeginn, fand, das sei ja nun alles wirklich nicht nötig gewesen. Theaterleute!

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