zum Hauptinhalt
Berlinale-Direktor Dieter Kosslick mit Juliette Binoche, Sandra Hüller und einem XXL-Teddy.

© dpa/Ralf Hirschberger

Kosslicks letzte Berlinale-Gala: Die Bären sind Nebensache

Danke, Dieter! Der langjährige Berlinale-Chef Dieter Kosslick feiert unter Tränen seinen Abschied vom Festival - und bekommt gleich mehrere Bären geschenkt.

Tränen sind in solch einem Moment kaum zu vermeiden, wären es wohl bei keinem, der jetzt zum Abschied so mit Ehren, Huldigungen, Liebesbeteuerungen und nun auch noch minutenlangem Beifall, selbstverständlich stehend, überschüttet wird. „Danke Dieter“-Schilder und Hut tragende Lookalikes schon draußen vor dem Berlinale Palast, der Beifall ein einziges „Danke Dieter“ nun auch im Saal, nachdem ein Film im Schnelldurchlauf Kosslick in allen nur denkbaren Berlinale-Lagen gezeigt hat, mit und ohne Stars, mit und ohne Hut.

Die Preisverleihung? Silberne, Goldene Bären? Müssen warten. Ja, man darf sagen, das diesmal der emotionale Höhepunkt des Abends längst erreicht ist, bevor auch nur eins der glitzernden Zotteltiere den Besitzer gewechselt hat. Für die Preisträger mögen sie nach wie vor das Wichtigste sein. Für das Publikum aber, das sich, nach dem Gedenkapplaus für den verstorbenen Bruno Ganz gleich zu Beginn, nun schon zum zweiten Mal von seinen Sitzen erhebt, sind diese Auszeichnungen diesmal nur Nebensache. Obwohl, einen Bären gab es außer der Reihe schon vor der Verteilung der offiziellen Trophäen. „Was schenken wir nur dem Dieter zum Abschied?“, so haben sich Kulturstaatsministerin Monika Grütters und ihre Crew wohl lange gefragt. Auch einen Goldenen Bären? Geht nicht. Vielleicht den Jurysessel, der einst stellvertretend für den im Iran verurteilten und festgehaltenen Regisseur Janafi Panahi auf der Bühne stand? Irgendwie auch nicht das Richtige.

Der Schlüssel zu Kosslicks Herz für Anke Engelke

Es wurden dann drei vergrößerte Zeichnungen zu „Metropolis“. Dem Klassiker von Fritz Lang würde Kosslick, so hatte er es einst verraten, sofort den Goldenen Dieter verleihen, wenn es ihn denn gäbe. Aber das Hauptpräsent ist doch – ein Bär. Genauer: die Patenschaft über die Brillenbärin Puna im Berliner Tierpark, 28 Jahre alt, die älteste Brillenbärin Europas, strikte Vegetarierin, das passt. Und auch die Weisheit eines berühmten Filmbären gibt Grütters dem scheidenden Direktor auf den Weg: „Probier’s mal mit Gemütlichkeit.“ Da mag der so Gefeierte nicht zurückstehen beim Danksagen, preist sein 1700-köpfiges Team, überreicht Anke Engelke, seiner Lieblingsmoderatorin, einen Schlüsselanhänger – mit „the key to my heart“.

Richtige Preise gibt es dann doch noch, aber die Zeremonie kann mit all dem Lob und Preis zuvor nicht mithalten. Ja, es gibt sogar besonders viele Hänger: Wäre schon denkbar und sogar ratsam, dass die beiden neuen Chefs, Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian, von Kosslick kurz als seine Nachfolger vorgestellt, als erstes die Regel einführen, dass potentielle Preisträger nur zum Wettbewerb zugelassen werden, wenn sie die Vorbereitung einer nicht zu langen Dankesrede nachweisen – ob sie die dann brauchen oder nicht.

Gewiss, es gibt Unterschiede, hin und wieder Aufjauchzen, sobald ein Name fällt. Die Regel ist derart gezeigte Freude nicht, Stammeln, Stocken, Stottern überwiegen. Aber zuletzt ist das vergessen, gibt es doch für Kosslick noch einen riesigen Plüschbären, und Jurypräsidentin Juliette Binoche hat sogar ein authentisches, bei Dreharbeiten unentbehrliches Requisit dabei: Klappe, die Letzte!

Zur Startseite