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Kultur: Krach um Katzelmacher

Eine

von Christiane Peitz

So ist das mit Familienfesten. Kaum freut man sich drauf, kommt es zum Streit. Im Falle der FassbinderFamily kann sich der Jubilar zwar nicht mehr beschweren, aber es gibt Erben, Witwen, die ganze liebe Wahlverwandtschaft! Eigentlich wollten die Bonner Kammerspiele am Wochenende im Nachtrag zum 60. Geburtstag des Filmemachers die Freundesfamilie unter Regie von Werner Schroeter friedlich auf der Bühne vereinen. Ingrid Caven wird singen, geplanter Höhepunkt: des Meisters erstes Theaterstück „Katzelmacher“, teils in Originalbesetzung.

Fassbinder reloaded, wie schön. Aber nun gibt es Krach um „Katzelmacher“: Fassbinder-Foundation-Chefin Juliane Lorenz will nicht, dass ausgerechnet Günther Kaufmann die Rolle des Jorgos übernimmt, die Fassbinder damals persönlich spielte. Sie hält Kaufmann für unangemessenen, spricht von Kränkung und Verlogenheit, wünscht sich eine künstlerisch hochkarätige Besetzung. Die Macht der Erben: Falls Kaufmann den Jorgos mimt, verwehrt der Verlag der Autoren die Aufführungsrechte. Wir spielen trotzdem, kontert der Intendant. Und Schauspieler Harry Baer, der mit von der Partie sein wird, kann Juliane Lorenz zwar verstehen, findet es aber „obskur“, dass sie dem befreundeten Regisseur die Möglichkeit verwehrt, eine Inszenierung mit Darstellern seiner Wahl zu besetzen.

Gestern Abend tagte in Bonn die Familienkonferenz: Wer bitte spielt jetzt wen? Was ist wichtiger: Familiäre Rücksicht oder die Freiheit der Kunst? Kino ist Gruppendynamik, damals wie heute. Alles eine Frage der Besetzung.

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