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Kultur: Kraftwerk

Diese Woche auf Platz 38 mit: „Minimum Maximum“

Es gibt diese Sorte Kurz-Witz, die nur aus einem Satz besteht. Etwa so: „Gehen zwei Musiker an einer Kneipe vorbei“. Lange Zeit hätte es auch heißen können: „Nehmen Kraftwerk eine Live-Platte auf“. Nun ist aus Spaß Ernst geworden. Ralf Hütter, Florian Schneider und ihre beiden neuen Mitarbeiter Fritz Hilpert and Henning Schmitz haben zwar nicht gleich ein Unplugged-Album eingespielt. Aber lebendig klingt es schon. Kann eine Stimme rocken wie eine elektrische Gitarre? Keine zehn Worte spricht sie. Sachlich, kühl, wohlartikuliert. Und es ist, als würden die Stones gerade die ersten Takte von „Satisfaction“ spielen.

Wer im letzten Jahr eines ihrer Konzerte sah, wird die Euphorie verstehen, mit der die Düsseldorfer begrüßt wurden. Die „Times“ bejubelte „eine Meisterklasse in Perfomance-Kunst“. Der „Guardian“ staunte: „Sie haben Nervenenden. Vielleicht haben sie sogar Gefühle!“ Kraftwerk stilisieren sich nicht mehr als Musik-Beamte, sie grooven extraordinär. Sie spielen wirklich live, ihre Laptops sind miteinander vernetzt. Sie können, so absurd das klingen mag, improvisieren. Ein groovendes Netzwerk, durch das Samples und Stimmen geistern. Erstmals sah man sie mit dem Fuß wippen, später den ganzen Körper bewegen. Kraftwerk tanzen, nach 35 Jahren Arbeit am Gesamtkunstwerk. Sie machen den Eindruck, als reichten ihre Batterien noch eine ganze Weile.

Ralph Geisenhanslüke

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