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Krefeld: Monet oder Moneten?

Aus Finanznot will das Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld ein Gemälde von Monet verkaufen. In einer Auktion könnte das Bild bis zu 20 Millionen Euro einbringen. Landespolitiker sind empört.

Krefeld - In den vergangenen Wochen ist Claude Monets Gemälde "Parlamentsgebäude in London" zu großer Popularität gelangt. Der Grund hierfür ist allerdings kein erfreulicher: Weil die Stadt Krefeld unter chronisch leeren Kassen leidet und sich die Sanierung des Kaiser-Wilhelm-Museums, in dem das besagte Gemälde hängt, nicht leisten kann, will die Kommune ihr bestes Stück zu Geld machen. Rund 20 Millionen Euro kann das Bild bei einer Auktion einbringen, schätzen Experten.

"Das ist ein kulturpolitischer Fehltritt", schimpft Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU), Kulturstaatssekretär des Landes Nordrhein-Westfalen. Krefeld müsse dringend von dem Verkauf des Bildes abrücken und eine andere Finanzierungsquelle für die gut sechs Millionen teure Restaurierung des Museums finden. Andere Städte hätten schließlich auch "Mittel und Wege" gefunden, ihre öffentlichen Gebäude zu sanieren, ohne Kunst- und Kulturschätze zu veräußern. "Gerade in der heutigen Zeit müssen wir unsere kulturelle Substanz erhalten", sagt Grosse-Brockhoff.

Auch der Kulturausschuss des Düsseldorfer Landtags schloss sich dieser Meinung an. Ein weiterer Dorn im Auge der Politiker ist, dass die restliche Summe, die nicht für die Renovierung des Museums verwendet wird, dazu benutzt werden soll, um andere Haushaltslöcher zu stopfen. So sind zumindest die Pläne der Bezirksregierung Düsseldorf, die über die Mittelverwendung entscheidet.

Das Gemälde würde wahrscheinlich ins Ausland verkauft werden

Der Verkauf des Gemäldes wäre ein herber Verlust für das Kaiser-Wilhelm-Museum. Das Bild des Impressionisten wurde 1907, nur drei Jahre nach dessen Entstehung, vom damaligen Museumsdirektor von Spendengeldern eines Krefelder Industriellen erworben. "Wir würden ein gestiftetes Kunstwerk verkaufen. Das ist ein Skandal", sagt Museumsdirektor Martin Hentschel. Zumal das Meisterwerk wahrscheinlich ins Ausland ginge. "In Deutschland kann sich derzeit kein Museum einen solchen Ankauf leisten", vermutet Hentschel.

Noch ist in Krefeld nicht das letzte Wort gesprochen. "Die Stadt hält weiter an den Plänen fest, allerdings muss der Kultur- und Denkmalausschuss zustimmen", sagt Roland Schneider, Kulturdezernent der Stadt Krefeld. Der Ausschuss tage am 9. November, danach wisse man mehr. "Wir haben ein riesiges Haushaltsproblem, im Moment sehen wir keinen anderen Ausweg", bedauert Schneider.

Ein Gutes hat die Debatte: Die Besucherzahlen schnellen nach oben

Dieses Problem haben auch andere Kommunen. In den vergangenen Jahren mussten hin und wieder kleinere Museen Bilder verkaufen, um sich zu finanzieren. Bonn veräußerte im Jahr 2000 ein Werk von Georg Baselitz, um Defizite aus einer Ausstellung auszugleichen. Die Kunststiftung der Sparkasse erwarb damals das Bild für 400.000 Mark und stellte es dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung. Eine derartige Lösung könnte sich auch Grosse-Brockhoff für Krefeld vorstellen. "So etwas muss dann aber im Einzelfall geprüft werden", sagt der Kulturstaatssekretär.

Ein Gutes hat die Debatte: Die Spekulationen um den Verkauf des Monet-Gemäldes lassen die Besucherzahlen im Kaiser-Wilhelm-Museum in die Höhe schnellen. "In jüngster Zeit kommen deutlich mehr Besucher zu uns", sagt Museumsdirektor Hentschel. Und fügt hinzu: "Eine Art Torschlusspanik, sie wollen alle noch einmal den berühmten Monet sehen." (Von Beate Wild, ddp)

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