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Annette Maechtel ist neue Geschäftsführerin der ngbk. Seit 2002 ist die Kuratorin und Wissenschaftlerin bereits Mitglied im Kunstverein.

© Jens Komossa

Kreuzberger Kunstverein: „So schnell werden wir den Standort nicht aufgeben“

Wie geht es weiter beim Kreuzberger Kunstverein nGbK? Die neue Geschäftsführerin Annette Maechtel über die Zukunft der Institution.

Die nGbK ist im Moment gleich auf mehreren Ebenen in Bedrängnis: Der Mietvertrag für die Räume in der Oranienstraße läuft 2022 aus, das Haus wurde 2018 an einen neuen Eigentümer verkauft. Die Finanzierung des Kunstvereins ist nicht langfristig gesichert, und mit fehlendem Budget wackelt auch der zusätzliche Standort in Hellersdorf. Annette Maechtel beginnt am 1. März ihren neuen Job als Geschäftsführerin des Kreuzberger Kunstvereins nGbK. Wir haben die 51-jährige Kuratorin und frühere wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte und Gestaltung an der UdK gefragt, was sie vorhat, wie Ihre ersten Tage aussehen.

Frau Maechtel, was werden Sie als Erstes anpacken?  

Was den auslaufenden Mietvertrag angeht, sondieren wir im Moment die Lage. Wir haben prüfen lassen, ob es die Möglichkeit für ein Vorkaufsrecht der Immobilie gibt. Gibt es aber nicht. Nun klären wir mit der Hausverwaltung, wie eine Verlängerung des Mietvertrags aussehen könnte. Das Angebot ist ja noch nicht klar.

Damit stellen sich auch Fragen an die Positionierung des Kunstvereins, und was für einen Raum die nGbK künftig sucht. Wir denken über Inklusion nach, zum Beispiel sind aktuell die Veranstaltungsräume in der Oranienstraße nicht barrierefrei erreichbar. Zu diesen Fragen hat sich bereits ein Arbeitskreis im Verein gegründet.

Ist denn die Ausrichtung des Vereins noch zeitgemäß? Alles wird basisdemokratisch entschieden, Kunst wird als Mittel verstanden, um in die Gesellschaft hineinzuwirken.

Ich finde das aktueller denn je. Aber auch hier muss sich die nGbK selbstkritisch befragen: was heißt basisdemokratisch, wie kann man das heute organisieren? Basisdemokratische Entscheidungen nehmen viel Zeit in Anspruch, schon das schließt manche Interessenten aus, die sonst mitmachen würden.

Und wir müssen beobachten, wer im Verein Mitglied ist und welche Menschen nicht vertreten sind. Sind wir wirklich niedrigschwellig? – und so weiter.

[Dieses Interview erschien im Newsletter BERLINER - KUNST. Mehr über die Kunstszene in Berlin gibt es dort alle 14 Tage. Newsletter kostenlos bestellen.]

Zuletzt hatte Ihre Vorgängerin Lilian Engelmann Alarm gerufen, weil die nGbK auch 2020/21 nicht in den Landeshaushalt aufgenommen worden ist. Auch ein entstandener Fehlbedarf sollte vom Land nicht übernommen werden.

Hier gibt es noch keine Entwarnung. Die 210.000 Euro, die uns jährlich fehlen, und die Überführung in den Haushalt stellen eine große Herausforderung dar. Für das Projekt „station urbaner kulturen“ in Hellersdorf sieht es aber gut aus. Voraussichtlich wird dieses 2020 über Projektgelder von der Senatsverwaltung gefördert. 

Und wir hoffen, dass die nGbK 2022 einen Haushaltstitel bekommt. Momentan sind wir durch Projektmittel der Lottostiftung finanziert. 

Falls die aktuelle Immobilie in der Oranienstraße künftig zu teuer werden sollte, wohin könnte es gehen? Was fänden Sie passend für die nGbK, diese Kreuzberger Pflanze?

So schnell werden wir den Standort nicht aufgeben, wir sind ja mit dem Verkauf quasi mitten in der Kreuzberber Realität angekommen! Diese Situation, dass Standorte gefährdet sind, betrifft ja auch viele andere Kulturinstitutionen. Es ist zu früh, um zu benennen, in welche Richtung der Verein sich weiter entwickeln wird.

Aber es müssen viele Perspektiven berücksichtigt werden. Und mit der Zweigstelle in Hellersdorf, wo wir auch Ausstellungen und Projekte veranstalten, haben wir bereits begonnen, uns dezentraler zu verorten.

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