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Kultur: Kriechen ins Mauseloch

VIDEOKUNST

Schau mal, ein Murmeltier! Ach, schon weg. Aber Murmeltiere sind ja auch berühmt dafür, dass man sie schwer zu Gesicht bekommt. War es da nicht wieder? Schwups, erneut verschwunden. Was sollen wir uns aufhalten mit dem scheuen Vieh. Da vorne schaut ein anderer Nager aus seinem Bau. Steckt kurz die Schnauze raus und hat sie gleich wieder voll. Rückzug also. Es bleibt ein Mauseloch.

Juliane Zelwies hat mit „Stubenhocker“ einen überaus originellen Beitrag zur Ausstellung Dis Appearances im Opel-Autohaus (bis 22. Februar, Friedrichstr. 94, tägl. 10-20 Uhr, am Wochenende bis 18 Uhr. Katalog 10 €) geleistet. In den Ecken der verwinkelten Schauräume hat die Künstlerin kleine Monitore auf den Boden platziert. Sie zeigen in Videoschleifen von einigen Minuten Länge Höhlen, Bauten und Unterschlüpfe eher lichtscheuer Tiere, die mal auf-, mal abtauchen. Ein Spiel mit dem ambivalenten Verhältnis von Erscheinen und Verschwinden. Wie im Titel der Ausstellung ist nicht zu entscheiden, was zuerst da war: die An- oder die Abwesenheit. Und indem der Besucher sich zu den Bildschirmen hinunterbeugen muss, wird er vom passiven Betrachter zum aktiven Beobachter. Am Ende ist es sein Blick, der über Sein und Nicht-Sein entscheidet.

Juliane Zelwies ist eine von zwei Dutzend Studenten der UdK, die an diesem Projekt beteiligt sind. Von Film-Projektionen über interaktive Objekte bis zu Videoinstallationen und Fotografien ist alles zu sehen, woraus heute „Medienkunst“ besteht. Ein Autohaus, in dem nicht zuletzt Geschwindigkeit und technischer Fortschritt präsentiert werden, bietet dafür die adäquate Räumlichkeit.

Tobias Lehmkuhl

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