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Explosiv. Gustav (Richard Ulfsäter) ist in Leni (Jeanette Hain) verliebt.

© Aries Images

Kriegsdrama: Nazi in der Arktis

Damals, in der Arktis: Im international koproduzierten Weltkriegsdrama „An Enemy to Die For“ sind Jeanette Hain und Axel Prahl mit von der Partie.

Die Aussgangssituation klingt nach Abenteuerfilm, Wissenschaftsdokumentation – oder einem Witz: Fahren zwei Deutsche, zwei Engländer und ein Schwede in die Arktis. Die vier Geologen und der Sprengstoffexperte haben sich zur Expedition zusammengetan, um anhand von Fossilien Alfred Wegeners Theorie der Kontinentalverschiebung zu beweisen: dass alle Kontinente aus derselben gigantischen Landmasse hervorgegangen sind, dem Superkontinent Pangaea. Doch schon bald spielt die Wissenschaft in „An Enemy to Die For“ keine Rolle mehr. Am ersten Tag der Expedition beginnt der Zweite Weltkrieg; aus den Forschern werden Feinde.

Der deutsche Expeditionsleiter (Axel Prahl), ein gutmütiger Nazi, ist heillos überfordert mit der Entwicklung. Seine Assistentin Leni (Jeanette Hain) wird von der SS erpresst. Ihr Bruder ist ein schwuler Star-Cellist. Der eine Engländer (Allan Corduner) ist Jude, noch schwer vom letzten Weltkrieg traumatisiert. Der andere (Tom Burke) wurde vom kommunistischen Eifer seiner Eltern in den Faschismus getrieben und betätigt sich nun als Spion für die Deutschen. Der Schwede Gustav (Richard Ulfsäter) ist zwar neutral, aber als Sprengstoffexperte im Krieg für alle Seiten potenziell nützlich und außerdem in die Deutsche verliebt. Hinzu kommen noch der norwegische Kapitän (Sven Nordin) und die russische Besatzung des Schiffs.

Sein Ziel, Zeitgeschichte in einem bestens isolierten Mikrokosmos zu veranschaulichen, erreicht die deutsch-schwedisch-norwegisch-polnische Koproduktion des schwedischen Regisseurs Peter Dalle jedoch nicht. Das liebevoll zusammenkonstruierte Personal mit seinen verschiedenen politischen Positionen tauscht hauptsächlich Plattitüden aus und verfällt bei erster Gelegenheit in ein Katz-und-Maus-Spiel, das, von einer hyperaktiven Kamera eingefangen, eher mühsam als spannend anzusehen ist. Ein dürftiger Ertrag für das beträchtliche historische und landschaftliche Aufgebot.

Da geht es dem Film wie einem seiner Charaktere, der in einem Moment vermeintlichen Triumphs das Wort ergreift: „In Augenblicken wie diesen fühlt man sich verpflichtet, etwas Weises und Bedeutungsvolles zu sagen“, proklamiert er pathetisch und fügt nach längerer Pause hinzu: „Aber mir fällt nichts ein.“ David Assmann

Babylon Mitte, Colosseum

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