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Die Schriftstellerin Kristen Roupenian, 37

© Elisa Roupenian/Aufbau Verlag

Kristen Roupenians Erzählungen "Milkwishes": Das denkbar Böse

Quallen kredenzen in den Sommerferien: Neue Erzählungen von der "Cat-Person"-Autorin Kristen Roupenian.

Dieses Buch mit neuen Erzählungen der amerikanischen Schriftstellerin Kristen Roupenian ist nur ein kleines, eins aus der 75-Jahre-Jubiläumsreihe des Aufbau Verlags – und doch abermals ein Versprechen: drei schlanke Erzählungen, zwei davon neu, unveröffentlicht, eine schon einmal auf Deutsch im „SZ-Magazin“ erschienen.

Allesamt hätten sie auch gut in „Cat Person“ gepasst, dem Erzählband, mit dem Roupenian vergangenes Jahr debütierte. Mit der zuerst 2017 im „New Yorker“ abgedruckten Titelerzählung hatte die 37-jährige Autorin auf sich aufmerksam gemacht, die Geschichte über eine verunglückte Liebesaffäre war die ultimative #MeToo-Erzählung und wurde in den sozialen Medien millionenfach geteilt.

"Totenwache" ist fast schon eine gothic novel

Dass sie die kurze Erzählstrecke gut beherrscht, sie nicht nur eine bestimmte Generation, ein bestimmtes Thema im Visier hat, bewies Kristen Roupenian dann mit weiteren Erzählungen, so jetzt auch wieder mit „Milkwishes“. In der Titelerzählung versucht sich ein gescheiterter Mitdreißiger, an das Gesicht und den frühen Tod eines Mädchens zu erinnern.

So wie Roupenian hier von ihm, seiner Mutter, seiner Großmutter und ihrer aller Alkoholismus einerseits erzählt, andererseits immer wieder die unzuverlässige Erinnerung an das Mädchen einblendet, ist beste Short-Story-Kunst. Die Geschichte mit den Schwestern und den Quallen wirkt seltsam leicht, wie der Titel es verspricht, „Was wir in den Sommerferien gemacht haben“ – auf der Oberfläche konventionell, darunter aber leicht gespenstisch. Und „Totenwache“ ist fast schon eine gothic novel, in deren eigentlichem Zentrum der Tod eines gerade geborenen Säuglings steht. Das undenkbare Grauen und das denkbar Böse, es schwingt hier in jeder Zeile mit, und die Fragen, die diese Erzählungen aufwerfen, sie driften hier so unbeantwortet fort wie die Flocken einer Pusteblume.

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