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Die Schlange vor der Gerhard-Richter-Ausstellung.

© dapd

Kritik an NS-Verharmlosung: Gerhard-Richter-Ausstellung: Nationalgalerie will Informationsheft prüfen

Die Neue Nationalgalerie hat auf Kritik wegen einer verharmlosenden Formulierung zum Euthanasieprogramm der Nazis in einer Informationsbroschüre reagiert. Es geht um eine Erklärung zu dem Bild "Tante Marianne".

Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie und Kurator der Gerhard-Richter-Retrospektive im Mies-van-der-Rohe-Bau, hat auf den Vorwurf der Verharmlosung der NS-Euthanasie im Informationsblatt zur Ausstellung reagiert. Zu der von Richter gemalten „Tante Marianne“ heißt es dort, dass sie „im Zuge des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms in einer Anstalt für geistig Kranke verstarb“. Richters Tante war jedoch über Jahre hinweg in einer Klinik gequält und schließlich ermordet worden (Tsp. vom 19. 4.). Kittelmann sagte, man werde die Formulierung prüfen, er sei grundsätzlich dankbar, „wenn auf das Ungenügen der Sprache“ hingewiesen werde.

Er betonte, dass keine Geschichtsvergessenheit geherrscht habe. Vielmehr könne man das Wissen der Ausstellungsbesucher darüber voraussetzen, dass die Porträtierte keineswegs eines natürlichen Todes gestorben sei. Er verwies auch auf den nachfolgenden Satz im Informationsblatt. Darin heißt es, Richter gebe seine Vorlagen auf eine Weise wieder, „die auf die Bedingtheit und Begrenztheit bildlicher Repräsentation hindeuten sowie auf das eigene Unvermögen, Wahrheit zu vermitteln“. Dies könne ebenso für sprachliche Formulierungen gelten, so Kittelmann.

Der Reporter Jürgen Schreiber hat über die Hintergründe des Bildes "Tante Marianne" ein Buch geschrieben. Darin geht es um die schicksalhafte Gleichzeitigkeit, mit der Gerhard Richters Tante Marianne durch das Euthanasieprogramm der Nazis ermordet wurde und der Schwiegervater des Malers als Direktor der Frauenklinik Dresden an wichtiger Stelle zur Entwicklung des Euthanasieprogramms beitrug. Tsp

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