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Kultur: Kultur Okinawas: Als die Könige noch Banane trugen - Erstmals zeigt das Ethnologische Museum Berlin die japanische Textilsammlung

Okinawa und seine Kultur nehmen in Japan eine einzigartige Stellung ein. Die Insel war mehrere Jahrhunderte lang Mittelpunkt des kleinen eigenständigen Königreichs Ryukyu, in dem sich verschiedene Kunstformen, wie etwa Tanz, Textilkunst und Keramik, unabhängig von der japanischen Kultur entwickelten.

Okinawa und seine Kultur nehmen in Japan eine einzigartige Stellung ein. Die Insel war mehrere Jahrhunderte lang Mittelpunkt des kleinen eigenständigen Königreichs Ryukyu, in dem sich verschiedene Kunstformen, wie etwa Tanz, Textilkunst und Keramik, unabhängig von der japanischen Kultur entwickelten. Der Weitsicht eines Berliner Museumsdirektors ist es zu verdanken, dass Kunstwerke aus der alten Okinawa-Kultur noch heute erhalten sind: Als das Ryukyu-Königreich 1879 gewaltsam aufgelöst und vom japanischen Nationalstaat als Okinawa-Präfektur übernommen wurde, geriet auch die Kultur der Inselgruppe unter den Einfluss Japans. Aus Angst vor dem endgültigen Verschwinden der Okinawa-Kultur bestellte der damalige Direktor des Berliner Museums für Völkerkunde, Adolf Bastian, bei der japanischen Regierung eine Auswahl ethnologisch bedeutsamer Gegenstände aus Okinawa. Tatsächlich traf 1885 eine Sammlung von etwa 500 Objekten in Berlin ein: Aquarelle, Lackarbeiten, Möbel, Jagd- und Ackerbaugeräte, Fotografien, vor allem Kleidungsstücke aus dem königlichen Haushalt. Da die Okinawa-Kultur in Japan lange Zeit nicht anerkannt wurde, zählen die Berliner Bestände, trotz großer Verluste durch Kriegszerstörung, zu den wertvollsten Okinawa-Sammlungen der Welt. Bislang wurden sie nur in Japan gezeigt. Aus Anlass der Gipfelkonferenz, die diesen Monat in Okinawa stattfindet, stellt das Ethnologische Museum einige Exponate nun erstmals auch in Berlin aus.

Unter dem Titel "Inselreich im fernen Osten - Höfisches Leben und Alltagskultur" ist die Ausstellung vor allem der Textilkunst von Okinawa gewidmet. Bereits im 14. Jahrhundert hatte sich dort die einzigartige Kunst der Bananenfaser-Weberei entwickelt. Der aus der Fruchtrinde gesponnene Faden muss so vorsichtig verwebt werden, dass Handweberinnen meist nur zehn Zentimeter Stoff am Tag herstellen konnten. Die 130 Jahre alten Festgewänder zeigen auch die aufwändigen Färbetechniken, an der man den Rang der Kimono-Träger erkennen konnte: Die batikähnlichen Blumen- oder Tiermuster waren der Oberschicht vorbehalten. Dem Volk waren nur einfache Muster gestattet; es trug meist gestreifte oder karierte Kimonos, bei denen nicht der fertige Stoff, sondern das Garn vor dem Weben gefärbt wurde. Durch die industrielle Textilherstellung geriet die Bananenfaser-Weberei zunächst in Vergessenheit. Beinahe wären die Berliner Kimonos die Letzten ihrer Art gewesen, hätte Japan nicht 1974 den Bananenfaserstoff zum offiziellen Nationalschatz erklärt, der nun in Okinawa wieder traditionell hergestellt wird.

Elke Auer

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