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Ein Juwel für Chemnitz. Das Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz im frisch sanierten ehemaligen Kaufhaus Schocken, das 1930 eröffnet wurde. Tagsüber sind die Fenster dunkel und die Fassade hell - nachts ist die Wirkung genau umgekehrt.

© Lázló Farkas

Kulturhauptstadt 2025: Nahaufnahmen aus Chemnitz (2): Die Museumslandschaft ist schon spitze

In Sachen Ausstellungen ist Chemnitz längst auf europäischem Niveau: Ein Rundgang durch die Museumsszene der Stadt.

Kaum eine Kulturhauptstadt Europas der vergangenen Jahre besitzt ein moderneres Museum von europäischem Rang als Chemnitz mit dem 2014 eröffneten Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz, kurz „smac“. Es ist ein Museum der Superlative im vorbildlich restaurierten ehemaligen Kaufhaus Schocken, einer Ikone moderner Architektur von Erich Mendelssohn im Jahr 1930 entworfen.

Auf insgesamt drei Etagen auf 3000 Quadratmetern wandelt man durch die Geschichte Sachsens, von der Frühzeit um 220 000 vor Christus bis ins 19. Jahrhundert, Kultur- und Naturgeschichte gehen Hand in Hand. Der interdisziplinäre Ansatz des Museums besticht, die Präsentation ist zuweilen atemberaubend. Gekonnt werden Tierpräparate, multimediale Elemente, Touchscreens, bunt beleuchtete Vitrinen, Modelle und archäologische Objekte kombiniert. Das ist keineswegs Spielerei, jegliche Gestaltung dient der Information, auch der emotionalen.

Industrie hat die Stadt einst reich gemacht

Die Einbeziehung des Fußbodens und des Treppenhauses mit seinem Profilschnitt durch die Erde von 21 Meter Höhe an der Stirnwand des Treppenhauses bewirkt, dass man der Geschichte der Menschheit nirgends entkommt. Ein Fest der Archäologie wird hier zelebriert. Schon im Foyer wartet auf den Besucher ein interaktives Sachsen-Modell in Form einer Landkarte, die sich aus verschiedenen Teilen zusammensetzt und deren Oberfläche vom Besucher per Touchscreens bespielt werden kann.

Das elegant geschwungene Bauwerk mit den hellen Fensterbändern ist in seinem Inneren auf die ursprüngliche Planung von Erich Mendelsohn zurückgebaut worden. Wie ein Fächer breiten die drei Etagen mit ihrer gerundeten, jeweils 40 Meter langen Panoramawand, die den Ausstellungsraum zur Straße hin begrenzt, mehr als 6200 Objekte aus.

Das Atelier Brückner hat mit dieser Präsentation Maßstäbe gesetzt. Der Museumsbesuch wird zu einem Erlebnis, ohne zum Jahrmarkt der Attraktionen zu verkommen. Aber das smac zieht auch Liebhaber moderner Architektur an. In drei Galerien, die die Fassade in jedem Stockwerk von dem Ausstellungsraum trennen, wird des Architekten Erich Mendelssohn, des Kaufhauses Schocken und des Büchersammlers Salman Schocken gedacht.

Im vierten Stock ist auf weiteren 1000 Quadratmetern Raum für Sonderausstellungen, die das Museum mit großem Weitblick zwei Mal im Jahr veranstaltet. 2025, wenn Chemnitz den Titel Kulturhauptstadt Europas trägt, wird der europäische Bergbau im Mittelpunkt stehen, der hier in der Region seit 5000 Jahren betrieben wird.

Die Industrie hat Chemnitz geprägt. Dass die Region das erste Industriegebiet vor dem Ruhrgebiet in Deutschland war, erfährt man anschaulich im Sächsischen Industriemuseum Chemnitz in der ehemaligen Eisengießereihalle von Auto Union. Der „Laufsteg der Industriekultur“ zu den Errungenschaften Sachsens ist beeindruckend. Und man versteht plötzlich, woher der Reichtum der Stadt einst kam, der dann auch seinen Niederschlag in bedeutenden Sammlungen fand, die heute in den Kunstsammlungen Chemnitz am Theaterplatz und dem Museum Gunzenhauser in einem ehemaligen Sparkassengebäude ihre Heimat gefunden haben. Wer diesen Parcours sehen will, muss ein paar Tage einplanen. Es lohnt sich.

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