zum Hauptinhalt

Kultur: Kulturpolitik: Bankverbindung

Christoph Stölzl hat seinen Galgenhumor noch nicht verloren. "Schauen Sie nur, echtes Gold", sagt der Kultursenator und deutet auf das Bühnenbild des "König Lear": "Und da heißt es immer, wir sind pleite!

Christoph Stölzl hat seinen Galgenhumor noch nicht verloren. "Schauen Sie nur, echtes Gold", sagt der Kultursenator und deutet auf das Bühnenbild des "König Lear": "Und da heißt es immer, wir sind pleite!"

Es war die Abschiedspremiere Thomas Langhoffs am Deutschen Theater, der sich dafür von Karl-Ernst Herrmann einen glänzenden Katzengold-Palast hinbauen ließ. Wäre das Edelmetall echt, dann würde man es sogleich herausbrechen und einschmelzen, wie nach der Oktoberrevolution in Russland, als die Kirchen ausgeraubt wurden, in der grassierenden Hungersnot.

In Berlin ist es noch nicht ganz so weit. Hier ist nur das Land bankrott. Ob wegen der ehrenwerten Bankgesellschaft die Kulturtempel geplündert werden müssen, erfahren wir bald. Die Beratungen über den Haushalt 2001 stehen bevor. Und da müssen wir wieder an den Kultursenator denken. Wie will Stölzl es den Seinen in Zukunft sagen, dass sie sparen sollen? Wie will überhaupt noch ein Regierungspolitiker in dieser Stadt einer Kulturinstitution beibringen, dass die Kunst nach dem Brot gehen muss, wie es in Lessings "Emilia Galotti" heißt, und zwar ohne Butter?

Ja, wir sehen sie vor uns - Berlins brutalstmögliche Banken-Aufklärer, wie sie schweigen, verzögern, vertuschen. Und wie sich alle die Nase zuhalten, weil der Fisch vom Kopf stinkt, aber niemand die Tür aufmacht, damit mal einer gehen und die Verantwortung übernehmen kann. In dieser Legislaturperiode fing es an: Die Berliner Opern- und Theaterintendanten hatten im Unterausschuss Theater vorzutanzen, öffentlich! Sie mussten Bilanzen präsentieren und erklären, wie sie von ihren Schulden herunterkommen. Sie wurden verhört wie Autodiebe. Nun gut, manch einer hatte es auch toll getrieben und Millionen verschwendet und mit Etats herumgetrickst. Und nun? Was sind noch Millionen in der Kultur, wenn eine halbstaatliche Bank Milliarden in den märkischen Sand setzt, locker wie Zocker?

Früher hat Senator Stölzl öfter von einer gewissen "Opernreform" gesprochen. Dieses Ding sollte Geld sparen helfen, so an die zwanzig Millionen Mark. Das war früher mal eine große Summe. Heute brauchen wir in Berlin eine Bankenreform. Und die bringt kein Geld, die kostet. Verdammt viel. Das ist der Unterschied zwischen Kultur und Politik - in Berlin!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false