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Wolfgang Brauer, Jahrgang 1954, war unter anderem Vorsitzender des Staatsopern-Untersuchungsausschusses.

© dpa

Kulturpolitischer Sprecher: Wolfgang Brauer verlässt frustriert die Berliner Linke

Er war der Vorsitzende des Staatsopern-Untersuchungsausschusses und nahm auch sonst kein Blatt vor den Mund. Nun ist Kulturpolitiker Wolfgang Brauer aus seiner Partei ausgetreten.

14 Jahre lang war er kulturpolitischer Sprecher der Berliner Linken, nun ist Wolfgang Brauer aus der Partei ausgetreten. Vier Mal hintereinander hatte der heute 62-Jährige das Direktmandat in seinem Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf 1 gewonnen, im September musste er es an Gunnar Lindemann von der AfD abtreten. Lindemann lag mit 30,6 Prozent knapp zwei Prozentpunkte vor ihm.

Brauers Frust ist groß – und offenbar auch seine Skepsis gegenüber der Kulturpolitik seiner Partei und der des Koalitionspartners SPD. Die Entscheidung für seinen Parteikollegen Klaus Lederer als Kultursenator nahm er überrascht zur Kenntnis. „Ich gehe regelmäßig ins Theater und kenne die Landschaft ziemlich gut. Klaus Lederer war offenbar immer in anderen Vorstellungen. Ich habe ihn jedenfalls nie im Theater gesehen“, zitierte ihn die „B.Z“. Bei der von Lederer infrage gestellten Berufung Chris Dercons zum künftigen Volksbühnen-Chef befürchtete er einen Schnellschuss. „Zurückrudern“ sei keine Lösung.

Ähnlich wie Lederer hatte Brauer allerdings auch die Berufung von Sasha Waltz und Johannes Öhman als Staatsballett-Doppelspitze als problematisch bezeichnet. Es sei bedenklich für den Bestand der Compagnie, diese „durch leichtfertige permanente Intendantenwechsel“ zu gefährden, sagte er vor den Wahlen im September. Die Entscheidung für Waltz verwunderte ihn, da die Choreografin bislang vom Senat nicht einmal mit ausreichender Förderung ausgestattet worden war. Brauer befürchtete daher, das Votum sei „eher sachfremden, haushaltspolitischen Gründen geschuldet“. Und beim bevorstehenden Intendantenwechsel am Berliner Ensemble warnte er vor „dramatischen Massenentlassungen“.

Auch im Staatsopern-Untersuchungsschuss wuchs Brauers Unmut

Brauer, von Haus aus Lehrer, war seit 1999 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Auch als Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zu den Kosten- und Zeitüberschreitungen bei der Berliner Staatsoper wuchs seine Skepsis gegenüber dem Politikbetrieb. Gegenüber dem Tagesspiegel äußerte er im Mai die Befürchtung, „dass dem Parlament seine Kontrollfähigkeit weitgehend abhanden gekommen“ sei.

Die Ausschuss-Arbeit hatte bei dem erfahrenen Parlamentarier grundsätzliche Zweifel an der Funktionsfähigkeit von Demokratie und Gewaltenteilung geweckt: „Die Tatsache, dass wir in den drei Legislaturperioden, die ich miterlebt habe, jeweils mehrere Untersuchungsausschüsse einsetzen mussten, zeigt, dass die Kontrolle nicht funktioniert.“, sagte er dieser Zeitung.

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