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Kunst: Galerien wollen von Berlin Biennale profitieren

Viele Galerien machen am Wochenende Überstunden. Sie hoffen während der Kunstschau in der Hauptstadt auf ein gutes Geschäft.

Wo die Berlin Biennale lockt, docken die Galerien an. Allein in Mitte haben sich 39 Galeristen zusammengetan und erweitern ihre Öffnungszeiten am Wochenende auf 9 bis 21 Uhr. Den Kuratoren und Kunstsammlern, die an diesem Wochenende aus Rom oder New York nach Berlin reisen, dürfte es recht sein. Auch wenn die Berlin Biennale die Agenda dominiert: Die unzähligen Galerien und Projekt- räume der Stadt sind ein wichtiger Nebenschauplatz. Einige davon setzen der Kunst der Biennale ebenfalls Neues entgegen. Andere tun das extra nicht.

Die Galerie Krammig & Pepper Contemporary (Torstraße 138) präsentiert sich mit humorvollen Fotografien und Architekturobjekten von Carsten Gliese. Die architektonischen Tromp-l'oeils des 1965 geborenen Künstlers waren bereits in verschiedenen Ausstellungshäusern zu sehen, hätten aber durchaus die Aufmerksamkeit internationaler Kuratoren verdient, meint Galeristin Elena Sadykova. Ihre Kollegin Merry Karnowsky aus Los Angeles, die gerade eine Dependance in der Torstraße 175 eröffnet hat, reiste dagegen kurz vor der Biennale in die USA. Es gibt auch Wichtigeres. Zurück bleiben Gemälde und Zeichnungen im Fantasy-Comic-Stil von Shepard Fairey oder Todd Schorr – Künstler der Streetart- und Skateboardszene, die in Berlin noch nicht oft in Galerien hängt.

Große Erwartung herrscht bei Birgit Ostermeier (Brunnenstraße 10), die mit anderen Galeristen rund um die Brunnenstraße heute ab 9.30 Uhr bis mittags zum Frühstück einlädt. „Die Biennale bringt ein spannendes, internationales Publikum, das ist eine Chance für die Galerien und für Berlin“, sagt sie. Zur Biennale präsentiert sie neue Arbeiten von Christian Schönwälder, dessen Skulpturen aus Holz und Metall wie eine Verschmelzung aus futuristischem Vehikel und Urtier daherkommen. Und weshalb der Rostocker Künstler? „Er hatte in letzter Zeit gute Ausstellungen, ein Kandidat für eine Biennale-Einladung“, meint Ostermeier.

Noch perfekter ist es, wenn ein Künstler bereits auf der Biennale vertreten ist und zeitgleich in der Galerie präsentiert werden kann. In diesem Jahr kamen allerdings nicht viele Berliner Galerien in den Genuss dieser Übereinstimmung. Bei Barbara Weiss hat es funktioniert, wenn auch unverhofft. „Als wir das Programm planten, wussten wir nicht, dass Maria Eichhorn zur Berlin Biennale eingeladen ist", erzählt Birgit Szepanski von der Galerie, wo man jetzt Eichhorns großartige Idee eines frei verfügbaren Gemeinschaftskontos präsentiert, das sie für die Yokohama Triennale 2001 realisierte. Dazu kommen andere politische Arbeiten, die in den letzten Jahren im Kontext von Biennalen entstanden sind.

Auch die Galerien in der Kochstraße begegnen dem Großereignis mit verlängerten Öffnungszeiten (Sa 11-20 Uhr, So 12-18 Uhr). Relativ unberührt vom Trubel gibt sich die einst in Köln verwurzelte Galerie Jablonka und zeigt neue Gemälde des 81-jährigen amerikanischen Malers Alex Katz. Riesige, lichttrunkene Formate mit viel Wasser und Horizont. „Katz war schon lange und unabhängig von der Biennale geplant“, meint Geschäftsführer Christian Schmidt. Natürlich hoffe man auf viele Besucher. Die kommen aber auch ohne Biennale, fast jede Ausstellung bislang war ein Publikumsmagnet. Auch deshalb fällt die Bilanz nach anderthalb Jahren Berlin positiv aus: „Super, Erwartungen erfüllt.“

Nebenan in der Zimmerstraße 90/91 machen ebenfalls mehrere Galerien mit. Sehenswert sind Ausstellungen wie „Liquid Sky“ von Eva Castringius in der Galerie Kai Hilgemann: Suggestive Malerei in großen Formaten, auf denen die Künstlerin das Verhältnis zwischen Gegenstand und Abstraktion neu bestimmt und beide Komponenten souverän überlagert.

Am neuen Standort Heidestraße 46-52 nahe dem Hauptbahnhof eröffnet man selbstbewusst am Biennale-Wochenende (5.4., ab 18 Uhr). „Wir sehen das sportlich“, kommentiert Jan-Philipp Frühsorge den Trubel der nächsten Tage. „Natürlich freuen wir uns über wichtige Sammler, aber wenn sie es nicht schaffen, ist es nicht so schlimm, wir haben auch so eine hohe Frequenz.“ Wer aber kommt, der findet bei Frühsorge filigrane Zeichnungen von Laura Bruce . Und bei Haunch of Venison erstmals in Berlin Leuchtschriftbilder und eine Fassadenskulptur von Nathan Coley, der eben für den Turner-Preis nominiert worden ist.

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