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Kunst: Manipulativer Schall

Verhallt: Urban Noise im Kunstraum Kreuzberg

Von Maris Hubschmid

Unerwünschter Schall. Geräusche, die aufgrund ihrer Lautstärke und Struktur als störend empfunden werden. Diese Definitionen halten Lexika zum Stichwort Lärm bereit. Eine weitaus philosophischere Auslegung präsentieren die sieben Künstler Diana Artus, Jakob Kolding, Eiko Grimberg, Stephanie Kiwitt, Christine Schulz, Tomek Mzyk und Korpys/Löffler zur Zeit im Kunstraum Kreuzberg (Künstlerhaus Bethanien, noch bis 19. Juni, Eintritt frei). Für sie ist Lärm nicht zwangsläufig an Ton gebunden, sondern vielmehr eine subliminale Frequenz, die Stimmungen manipuliert und das soziale Leben beeinflusst.

Speziell der Großstadtlärm, dem ihre Werke gewidmet sind, lässt sich aus Sicht der Künstler offenbar am besten im Bild darstellen. Tomek Mzyks Fotografien von Abrisshäusern erzählen von der Vergänglichkeit des Einzelnen so schreiend, dass das Getöse des Presslufthammers nicht belastender sein könnte. Und Eiko Grimbergs Schwarzweißbilder von bombastischen Bauten und Flächen degradieren die wenigen darauf zu sehenden Menschen so sehr zur Nebensächlichkeit, dass auch hier schnell das Gefühl entsteht, übertönt zu werden.

Im letzten Ausstellungsraum kommt dann doch noch ein wenig Akustisches ins Spiel: Stimmengewirr und Krach der Straße mischen sich mit dankbar empfangenem Vogelgezwitscher so lange, bis alles ein einziges Rauschen ist. Schade ist, dass Kurator Maik Schlüter an dieser Stelle recht unvermittelt abbricht, nirgendwo nachsetzt.

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