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KUNST Stücke: Aus der Nische

Jens Pepper schaut sich auf der Chausseestraße um

Ein Team sind Nina Koidl und Henning Weidemann seit Jahren. Jetzt haben die Kunsthistorikerin und der Kunsthändler und Buchautor die Galerie Campagne Première gegründet. Im selben Haus, das auch die Kunstsammlung von Ivo Wessel beherbergt, wollen die beiden junge Kunst neben klassischen Positionen zeigen. Mit der Ausstellung des 1981 geborenen Malers Florian Heinke, der am Frankfurter Städel studiert hat, gelingt ihnen ein glänzender Auftakt. Kante an Kante hat Heinke seine überwiegend großformatigen Bilder gehängt (1000 bis 6000 €), schwarz-weiß allesamt. „Black Pop“ nennt er diese Serie, in der sich Abbild und Schrift zu vitalen Statements verdichten. Gemalte Filmstills, Fotografien und Plakate werden zu Trägern kollektiver Sehnsüchte wie die sexuell verfügbare Frau in „Fucking Leaving“, oder der begehrenswerte Michel Piccoli in dem Film „Just All Her/Together Forever“. Knappe Sätze und prägnante Worte, Teil der Kompositionen, lenken die Gedanken in die gewünschte Richtung. Manchmal sind sie aber auch ironischer Kommentar. Als Heinkes Credo, der sich selbst in einer James-Dean-Pose porträtiert, mag man das kleine Format „Sexy XI“ wähnen, das schlicht folgende Worte aufreiht: „malen, ficken, singen, lieben, sterben.“ Hoffen wir, dass er es mit dem Sterben nicht so eilig hat wie Dean, denn diese Ausstellung macht neugierig auf die Bilder die noch folgen (Chaussee- straße 116, bis 7. September).

Nur wenige Minuten entfernt betreibt Peter Wilde seine Galerie Wilde. Aktuell zeigt er fotorealistische Bilder von Michael Luther, der der Galerie mit seiner Ausstellung ein Denkmal setzt, indem er sie zum Thema gemacht hat (4000–32 500 €). Akkurate Darstellungen der Räume im Zustand einer Ausstellungsvorbereitung, Blicke in Nischen, die leicht übersehen werden; Es sind Porträts vergangener Momente einer bisher einjährigen Galeriegeschichte. Es wäre eine Ausstellung unter vielen, wenn Luther seinen Fotorealismus nicht immer wieder an die Grenzen zur Abstraktion treiben würde: So kontrastiert er Mobiliar und Raumkanten mit den monochromen Flächen der Wände. Solche nahezu abstrakten Bilder sind Luthers Stärke. Bemerkenswert, wie souverän er zudem alle Formate beherrscht, egal ob die Leinwand in der Höhe 40 oder knapp 400 Zentimeter misst (Chausseestraße 7, Vernissage heute ab 19 Uhr).

Jens Pepper

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