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KUNST Stücke: Beulentiere

Das ureigenste Prinzip der Collage ist es, aus Altem etwas Neues zu machen. In diesem Sinn sind die Holzschnitte von Gert und Uwe Tobias eine Weiterentwicklung der Collage wie der Druckgrafik.

Das ureigenste Prinzip der Collage ist es, aus Altem etwas Neues zu machen. In diesem Sinn sind die Holzschnitte von Gert und Uwe Tobias eine Weiterentwicklung der Collage wie der Druckgrafik. Denn die 1973 in Siebenbürgen geborenen Zwillinge verleihen den traditionellen Techniken mit ihrer höchst eigenwilligen Motivik einen umwerfend neuen Charme. Der erste Impuls in der Ausstellung bei Contemporary Fine Arts (Am Kupfergraben 10, bis 2. Oktober) ist Empathie. Man möchte die Kreaturen herzen, trösten und mit ihnen feixen. Dabei sind sie alles andere als possierlich: vier Quadratmeter große Köpfe, die einem Sampling aus Splatter-Movie, Heimatfilm, Comic- und Fabelwelt entstiegen scheinen. Freundliche Wolpertinger mit einem fehlenden Auge, triefenden Nasen, zipfelartigen Beulen und Ohren wie Landschaften, mit Schultern und Haarpartien aus geometrischen Farbfeldern. Kunstgeschichte und Volkskunst treffen in diesem Patchwork aus mehreren Druckplatten auf große Farbfinesse – sehr gegenwärtig und zugleich aus der Zeit gefallen. Eine Vorstufe der Holzschnitte (26 000- 85 000 Euro) sind die Zeichnungen (3200-4600 Euro), in denen auch die klassische Collage zum Einsatz kommt.

Wie herkömmliche Malerei wirken zunächst die expressiven Farbräume von Kirsi Mikkola. Doch die malerische Geste besteht aus unzähligen Papierstreifen; von Hand bemalt oder aus Zeitungsschriftschnipseln, Lochstreifen und Millimeterpapier. Schicht um Schicht werden diese Geraden und Kreise, die netzartigen oder arabesken Lineaturen zu einer reliefartigen Materialität collagiert. Als Konstruktionen aus bemaltem Papier beschreibt die finnische Künstlerin ihre Vorgehensweise in ihrer Ausstellung Dark Core Breathing in der Galerie Carlier Gebauer (Markgrafenstraße 67, bis 23. Oktober). Diese Atmung aus dem Inneren lässt die Strukturen und Farben vor allem in den kleineren Formaten pulsieren. Es wuselt und wimmelt in diesen Blättern, die mit virtuoser Schnitttechnik und subtilem Farbgefühl zwischen konkreter Linie und abstraktem Raumgefüge changieren – gleichsam erfrischend, irritierend und spannungsvoll. Bei den Großformaten allerdings verfällt Kirsi Mikkola in eine raue Arbeitsweise, die sich dem Schönen allzu vordergründig verweigert und nur bedingt überzeugt (Preise: zwischen 6000 und 28 000 Euro).

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