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KUNST Stücke: Figur betont

Am Ende des langen Raums sitzt „Mona im roten Kleid“. Thront vielmehr auf einem Sockel aus zwei Quadern plus Plinthe im Stil altägyptischer Sitzfiguren.

Am Ende des langen Raums sitzt „Mona im roten Kleid“. Thront vielmehr auf einem Sockel aus zwei Quadern plus Plinthe im Stil altägyptischer Sitzfiguren. Nur die legere Kluft und die lässig verschränkten Arme rücken sie in eine ungefähre Gegenwart. Auf antike Techniken greift Robert Metzkes auch bei seinen weiteren Mädchenbildnissen zurück (Preise: 1700–19 000 Euro). Die Bemalung der Terrakotten mit Tonschlicker verleiht der kleinen Schar in der Galerie Leo.Coppi (Auguststraße 83, bis 21. Januar) geradezu proustschen Charme. Wesen an der Schwelle zur Weiblichkeit – begehrenswert und unnahbar zugleich. Konträr zum jugendlichen Habitus steht ihre reglose Würde. Selbst die Standfigur einer „Tänzerin“ erobert sich den Raum ohne äußerliche Gesten. Metzkes konzentriert alles auf die innere Schönheit und eine große Ernsthaftigkeit. Dezent gelacht wird nur in einer Zeichnung (900 Euro) mit dem beredten Titel „Modellpause“. Die Plastik im zeitgenössischen Sinn fortentwickelt hat der 1954 geborene Bildhauer sicher nicht, und drei Bronzen (10 000–31 000 Euro) wirken denn auch recht angestaubt und konventionell. Nicht zuletzt durch ihre Farbigkeit und Metzkes lockeren Malgestus entfalten die Terrakotta-Porträts dagegen eine zeitlose Anmut. Doch ihre Makellosigkeit wirkt heutzutage befremdlich. Etwas weniger Entrücktheit wünscht man den Geschöpfen im Schatten junger Mädchenblüte oder wenigstens hin und wieder einen Pubertätspickel.

Um Begleiterscheinungen des Erwachsenwerdens geht es auch bei Veronika Veit. Gleich im Aufgang zur Galerie upstairs (Am Kupfergraben 10, bis 4. Februar) empfängt die Besucher ein „It-Girl“. Doch anstelle von Rumpf und Kopf trägt es rote Kunststoffblasen. Dabei sind das schöne Antlitz und die gute Figur für gewöhnlich Markenzeichen dieser medial generierten Spezies. Den Schatten junger Mädchenblüte haben die Figuren der 1968 in München geborenen Künstlerin längst verlassen. Angekommen im skurrilen Licht von Jeffrey Eugenides’ Selbstmord-Schwestern, scheinen sie früh zerschellt an den Projektionen der Eltern oder medial suggerierten Illusionen. Die schwingen sich bei „Nannjoh“ zum Höhenflug auf. Die Büste erinnert an eine Pilotin. Doch aus einer Art goldenem Ei schält sich das von Holzkugeln übersäte Gesicht mit grauer Plastikdeckelbrille und einer Fliegerkappe aus Wäscheleine. In ihren eigenwilligen Verbindungen der menschlichen Figur mit Alltagsgegenständen gelingen Veit tiefe, aber ebenso komische Erzählungen vom Drama des begabten Kindes. Wenn aus einem spitzen Kegel zwei Beine aufragen und „Wiguld“ kopflos Kopf steht oder „Lacie“ in einem Reifrock aus alten Holzlatten mit beiden Beinen in der Luft hängt, verfällt das nie in oberflächliches Plaudern und kommt ganz ohne psychologischen Zeigefinger aus (Preise von 360 bis 7900 Euro).

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