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Pappmaché-Gondel

© Albrecht Pischel/H.M. Klosterfelde Edition

KUNST Stücke: Galerie Helga Maria Klosterfelde: Weiße Wellen

Mit einer venezianischen Gondel und Fotos aus New Yorker Galerien setzt der Berliner Künstler Albrecht Pischel in der Galerie Helga Maria Klosterfelde ein ganzes System von Verweisen und Anspielungen in Gang

Starr und stumm stehen drei Figuren hinter dem Schaufenster der Galerie Helga Maria Klosterfelde. In schrillen Kostümen und einer venezianischen Gondel aus Pappmaché, die schon bessere Tage gesehen hat. Der Berliner Künstler Albrecht Pischel weiß nicht genau, in welchem Berliner Theaterstück das Requisit einst auf der Bühne stand. Er hat es in jenen Räumen in der Zimmerstraße entdeckt, wo ab 2001 acht Jahre lang Martin Klosterfelde seine Galerie betrieb. Dann zog ein Kostümfundus ein und beließ alles so wie von Klosterfelde konzipiert - vom White Cube über die Raumaufteilung bis hin zum Neonlicht.

Eine schräge Situation, findet Pischel. Vor allem, wenn man in der Halle steht und sich an die großartigen Ausstellungen vergangener Jahre erinnert. Seine Reaktion darauf ist das Ready Made mit den fahrenden Figuren und dem Untertitel „Death in Venice 2“ (2015). Manche seiner Anspielungen versteht nur, wer das ehemalige Galerie-Quartier am Checkpoint Charlie kennt, das längst einem Hotel weichen musste. Mit der Verpflanzung der Gondel erzählt Pischel darüber hinaus ein Stück Familiengeschichte, denn das Boot steht nun in den Räumen von Alfons Klosterfelde, der ein neues Kapitel Galeriegeschichte schreibt, nachdem sein Bruder Martin die eigenen Räume 2013 endgültig schloss.

Andere Verweise liegen offen. „Tod in Venedig“ hieß auch der legendäre Film, den Luchino Visconti 1971 nach der literarischen Vorlage von Thomas Mann drehte. So knüpft Pischels Installation ein Netz aus suggestiven Fäden, verbindet diverse Zeitebenen und bietet die Gondel im Wortsinn als Einstieg in sein sonst weit spröderes Werk. 2014 war der Künstler im Lab der Galerie Eigen + Art vertreten, von hier stammen die Tonaufnahmen im zweiten Raum bei Klosterfelde. Pischel lässt ein mächtiges Abspielgerät aus analogen Zeiten laufen, das einem Filmprojektor ähnelt und ergänzt seine Ausstellung um eine Serie kleiner, schwarz-weißer Fotografien, die er in den etabliertesten New Yorker Galerien aufgenommen hat. Allerdings nur ihre Türen. Sie vermitteln den irritierenden Eindruck, man stünde nach dem Eintritt wieder auf der Straße. Womit sich zwangsläufig die Frage stellt, was Kunst und Leben miteinander verbindet.

Galerie Helga Maria Klosterfelde, Potsdamer Straße 97, bis 22. August, Freitag 11-18 Uhr, sonst nach Absprache

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