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KUNST Stücke: Lackiert

Christiane Meixner lässt sich vom Glanz der Bilder verwirren

„Männerparadies“, das ist ein komischer Titel für eine Ausstellung voller Streifenbilder. Für Ronald de Bloeme sind die horizontalen und vertikalen Abstraktionen allerdings eine Ausbeute seiner Streifzüge durch die Warenwelt: Er registriert von der Kaugummiverpackung bis zur Zigarettenschachtel, was Freiheit und Abenteuer verheißt und am Ende wieder nur Konsum meint. Bloemes Aneignung verwischt alle Spuren ihrer Herkunft und macht aus den vertrauten Logos zeichenhafte Kompositionen, in denen vieles vertraut wirkt, sich aber nicht identifizieren lässt. Stattdessen beginnen die leuchtend farbigen Lackstreifen zu tanzen und werden die Bildräume dreidimensional, je länger man in der Galerie Spielhaus Morrison auf die großen Formate des niederländischen Künstlers schaut – ein perfektes Exempel für die Kraft der Malerei, Design mit klaren Absichten in ein vieldeutiges Farb- und Formrepertoire zurückzuverwandeln (Heidestraße 46, bis 28. Juli).

Mit hochglänzendem Acryllack, dem lose Farbpigmente beigemischt sind, arbeitet auch Stephanie Jünemann. Hier aber ist jedes Bild in der Galerie Krammig & Pepper (Torstraße 138, bis 28. Juli) ein Beweis dafür, wie wenig es dieser Künstlerin um eine strenge Konturierung ihrer Streifen und Gitterstrukturen oder jener Kreise geht, die wie Pfauenaugen aus den Gemälden leuchten. Überall lösen sich die Muster auf und sorgen lasierende Farbschichten für verwirrende Effekte. Klarheit suggeriert bloß der Lack, der von blauen, grünen oder roten Schlieren durchzogen wird. Jünemann scheint diese fließenden Farbpfützen gerade noch kanalisieren zu können. Der Rest ist pure Malerei.

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