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KUNST Stücke: Staub zu Staub

Mord und Totschlag regieren in den Räumen der Kunstagenten, Auflösung und Zerfall. In der Ausstellung New Entries zeigt die Galerie vier neue Künstler im Programm (Linienstr.

Mord und Totschlag regieren in den Räumen der Kunstagenten, Auflösung und Zerfall. In der Ausstellung New Entries zeigt die Galerie vier neue Künstler im Programm (Linienstr. 155, bis 19. Februar). Die Newcomer füllen die Räume mit Action. Mit bedrohlichen Posen und verstörend tiefer Stimme begrüßt Magdalena von Rudy in einem Video die Besucher. Ihren Monolog entlehnt die polnische Künstlerin dem Film Eine Frage der Ehre. Darin hält Jack Nicholson ein Plädoyer für militärische Gewalt. Irritierend leicht eignet sich die unheimliche Schöne männliches Imponiergehabe an, in den benachbarten Zeichnungen imaginiert sie Gewalt, Mord und Tod. Auch in dem düsteren Festsaal des Niederländers Aaron van Erp stößt ein Messer durch den Leib eines Gastes. Daniele Buetti schließlich zeigt das schwarze Karma, das den Weg ins künftige Leben weist, als verführerisches Licht finsterer Taten. Bei Jenny Michel findet die Ausstellung ihr versöhnliches Ende. Alles zerfällt zu Staub. In einem Film löst sich ein Kind in Flusen auf. In Zeichnungen, Notizen und Karteikarten hat die Künstlerin den Staub scheinbar wissenschaftlich klassifiziert. Die Serie bringt die Schönheit des Lebens als Summe von Winzigkeiten zum Schimmern (8500 Euro). „Sternenstaub ist der Hausstaub des Universums“, schreibt Jenny Michel. Besitzer der gemeinen Wollmaus fühlen sich den Sternen gleich ein Stück näher.

Die Gesetze der Schwerkraft hebelt auch die bulgarische Künstlerin Stefania Batoeva in der leichthändigen Ausstellung der Galerie Koal aus. Eine Bowlingkugel schießt in die Höhe, nur unzureichend in Zaum gehalten von einem Fallschirm (2200 Euro). Wrong Way up nennt die Künstlerin ihre Experimente, mit denen sie die Welt auf den Kopf stellt (Tucholskystr. 25, bis 26. Februar). Ob Holzscheibe oder Billardkugel – die Kraft der Imagination zieht die schweren Gegenstände noch oben. Sie wollen schweben und nicht am Boden kleben. Stefania Batoeva, 1981 in Sofia geboren, hat in London Architektur studiert. In ihrer Kunst aber kämpft sie gegen die Regeln der Statik. Nichts ist zwangsläufig, Stefania Batoeva bringt die Gedanken aus dem Gleis. Mit Ölpapier hat sie den Abdruck eines Kreises und eines Gummibandes festgehalten. Elasticity heißt die Versuchsanordnung (1200 Euro). Als kaum sichtbare Spur stellt sie die Balance her zwischen dem Möglichen und dem Unwahrscheinlichen. Gut möglich, dass wir federnden Schrittes den Kunstraum verlassen. Oder schweben wir schon?

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