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KUNST Stücke: Zwei Ringe

Geheiratet wird in Berlin wieder öfter, auch sinkt die Scheidungsrate. Passend zum Trend zeigen zwei Galerien in Tiergarten Ausstellungen, in denen sich die Künstler Eheringen widmen, freilich mit unterschiedlichen Intentionen: Ulf Aminde in der Galerie Tanja Wagner (Pohlstraße 64, bis 20.

Geheiratet wird in Berlin wieder öfter, auch sinkt die Scheidungsrate. Passend zum Trend zeigen zwei Galerien in Tiergarten Ausstellungen, in denen sich die Künstler Eheringen widmen, freilich mit unterschiedlichen Intentionen: Ulf Aminde in der Galerie Tanja Wagner (Pohlstraße 64, bis 20. April) und Cristi Pogacean bei Plan B. Sehr persönlich wird Ulf Aminde, bekannt vor allem für Videos, Performances und Theaterstücke, die er gemeinsam mit Laien inszeniert. Der Berliner Künstler hat die beiden Goldringe, die seine Partnerin und er trugen, eingeschmolzen und die heiße Metallmasse wie beim Bleigießen in kaltes Nass gekippt. Vorbei ist es mit den zwei eigenständigen Symbolen der Treue: Verschmolzen sind sie zu einem Ganzen, einem surrealen Klümpchen, sechs Gramm leicht, mit einem Materialwert von vielleicht rund 300 US-Dollar, das jetzt 30 000 Euro kostet. Das gute Stück glänzt auf einer schwarzen Stele. Und provoziert. Geht das, darf man so mit einem Liebesbeweis umgehen?, fragen die Besucher laut Galeristin. Und ist solch eine Verschmelzung, so möchte man ergänzen, zu viel der Liebe – oder im Gegenteil nur konsequent, da doch jede Lebensgemeinschaft auch ein wirtschaftliches Gefüge bildet.

Bei Cristi Pogacean gleicht die Ehe einem Gefängnis. Der rumänische Konzeptkünstler präsentiert bei Plan B (Potsdamer Straße 77–87, bis 20. April) auf rotem Samt zwei Ringe, die ineinandergreifen. Sie lassen sich nicht voneinander trennen, ohne dass einer von ihnen zerstört würde. Mal listig, mal bitterböse thematisiert Pogacean mit Objekten, Plastiken, Fotos und Videos, wie Religion, Macht, Repression, Terror und Kunst zusammenspielen können. Besonders deutlich macht das die Aufnahme eines im Renaissance-Stil fotografierten rundlichen Herren, der erwartungsvoll nach links oben schaut. Er trägt den Ornat eines christlich-orthodoxen Geistlichen. So prächtig rot und golden leuchtet das Gewand, dass man fast übersieht: Der Herr hebt die rechte Hand – zum militärischen Gruß. Offensichtlich dient der Priester gar nicht Gott, sondern einer anonymen irdischen Autorität, die auf Waffen und Gehorsam setzt. Sich von ihm das Sakrament der Ehe spenden zu lassen, käme dem Pakt mit dem Teufel gleich

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