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Kultur: Kunst-Zirkus

Biennale-Kurator Heynen wirbt in Berlin für Venedig

Zwei Wochen vor der Kunstbiennale in Venedig rührt Julian Heynen, der Kurator des deutschen Pavillons, in Berlin die Werbetrommel für die bedeutendste internationale Ausstellung des Jahres. „Die Biennale ist ein Abbild unserer globalisierten Welt,“ erklärt er bei einem Vortrag im Hamburger Bahnhof. Die 1895 gegründete Mammutschau vereint heute 74 Länderpavillons, von denen sich die Mehrzahl längst nicht mehr auf dem Stammgelände, den Giardini, befindet. An der letzten Biennale, die von einer Viertelmillion Menschen besucht wurde, beteiligten sich knapp 400 Künstler.

Heynen gesteht ein, dass auf einer solchen Bühne trotz aller Internationalisierung jede Nation um die Aufmerksamkeit des Publikums buhle. Der Wettstreit um den Goldenen Löwen für den besten Pavillon werde von den Stammländern der Biennale allerdings nur noch als eine Formalität angesehen. Die in jüngster Zeit hinzugekommenen Länder etwa Osteuropas denken jedoch „ganz anders über die Verbindung von Kunst und nationaler Identität“, fügt er hinzu. Für sie ist jeder Pavillon Ausdruck staatlichen Selbstbewusstseins.

Nachdem der Direktor des Düsseldorfer K21 vor zwei Jahren Martin Kippenberger und Candida Höfer in Venedig ausgestellt hatte, präsentiert er nun zwei junge, unbekanntere Künstler aus Berlin: Thomas Scheibitz und Tino Sehgal. Mit ihnen sucht Heynen das „Spezifische in der Kunst unter den Bedingungen heutiger Produktion“ zu erforschen: das, was nicht von anderen Medien übernommen werden könne. Die Rückkehr zu den Wurzeln der Kunst will er mit einem klassischen Maler-Bildhauer sowie einem Performer ausloten, dessen Aktionen die heutige Bedeutung des Museums hinterfragen. Als Ort zur Probe hat sich Heynen allerdings den größten Kunst-Zirkus der Welt ausgesucht. NK

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