zum Hauptinhalt
Temporäre Kunsthalle

© White Cube Berlin / ddp

Kunsthalle: Ein „weißer Würfel“ für Berlin

Berlin bekommt eine temporäre Kunsthalle: Auf dem Schlossplatz soll nach den Worten von Klaus Wowereit der 850.000 Euro teure Entwurf "White Cube" des Wiener Architekturbüros Krischanitz verwirklicht werden.

Ein ehrgeiziges Vorhaben feiert seinen Triumph: Berlin bekommt eine temporäre Kunsthalle. An einem der bedeutendsten Orte der Hauptstadt – dem Berliner Schlossplatz – wird der Entwurf „White Cube“ des Wiener Architekten Adolf Krischanitz realisiert. Das kubusartige Bauwerk, eine Art Bausatz aus Holz und Kunststoff, könnte schon im November platziert werden: „Die Halle wird aus Holzbausteinen gefertigt und könnte schon bald geliefert werden“, erklärt Architekt Krischanitz in seinem Wiener Büro sitzend am Telefon. „Wir bauen den Kubus quasi von außen nach innen auf.“ Die Außenfläche der Kunsthalle soll mit wechselnden Programmen von Künstlern bespielt werden und „in die Stadt hineinwirken“, so Krischanitz.

Hollywood-Architekten planten zu teuer

Die Frage, warum der Entwurf des österreichischen Architekturbüros anstelle der Idee des Berliner Büros Graft realisiert wurde, das unter anderem auch für den Hollywoodstar Brad Pitt arbeitet, beantwortet Krischanitz mit einem Zitat: „Schon Wittgenstein sagte: Eine Wolke kann man nicht bauen – aber im Ernst. Wir waren preislich einfach im Rahmen“. Gerade für Berlin, der Slogan „arm aber sexy“ bleibt unvergessen, ist die monetäre Größenordnung eines Bauvorhabens derzeit alles andere als unerheblich.

„Die Wolke ist ein interessanter – ja attraktiver Entwurf. Aber dieser hätte unsere finanziellen Möglichkeiten bei weitem überschritten“, sagt Volker Hassemer, heute Vorstand der Stiftung Zukunft Berlin, einstmals früherer Berliner Kultursenator der CDU. „Ich denke, die Wolke hätte das Zehnfache gekostet“. Die jetzt im Raum stehende Summe von rund 850.000 Euro bringt die Stiftung Zukunft Berlin, die den Entwurf des Kunstwürfels protegiert hatte, aus eigenen Mitteln auf. Sollten sich Sponsoren für den Kunstort finden, sind Kooperationen nicht ausgeschlossen: 500.000 Euro Betriebskosten müssen noch finanziert werden.

"Ein Zeichen für Berlin als Ort der Kultur“

Die Kunsthalle, als temporäres Projekt, wird vom Gremium der Stiftung Zukunft Berlin mit Wohlwollen begleitet, denn die Stiftung setzt sich mit großem Engagement für eines der „größten Bauvorhaben Berlins in diesem Jahrhundert ein“, so Vorstand Hassemer. Nämlich der Idee, nach dem vollständigen Abriss des Palastes der Republik das eigentliche Nutzungsvorhaben des Schlossplatzes in Form des Humboldt-Forums zu realisieren. Rund zwei Jahre – von 2008 bis 2010 könnte die kubusartige Ausstellungshalle dann also genutzt werden. Volker Hassemer sieht in dem Entschluss Berlins, die Kunsthalle zu etablieren, jedoch auch ein positives Zeichen für die Einrichtung einer städtischen Kunsthalle als feste Institution, wie es diese auch in Kiel gibt: „Es ist einfach ein Zeichen für Berlin als Ort der Kultur.“

„Ich bin sehr glücklich, dass Berlin nun auf mich zukommt“, sagte der Wiener Architekt Krischanitz zur Entscheidung des Berliner Senats. Es sei ein Projekt, das ihm sicher sehr viel Freude bereiten werde. Krischanitz lehrt seit zwölf Jahren als Gastdozent im Fachbereich Architektur an der Universität der Künste Berlin. Mit zwei temporären Kunsthallen in der österreichischen Hauptstadt habe er bereits einige Erfahrungen mit dem Thema gesammelt.

Effektiver und bezahlbarer Entwurf

Die Grundidee seines Konzepts sei eine relativ schlichte Architektur, die sich leicht und in kurzer Zeit auf- und abbauen lasse, erklärte Krischanitz. Der Bau bestünde überwiegend aus Holz. Die pavillonartige Halle sei mit einer reißfesten Kunststoffhaut bespannt. Für die Zwischennutzung, in Berlin eine viel bemühte Vokabel, hatte es einige Vorschläge gegeben, wie der Schlossplatzes hätte genutzt werden können. Vom Garten-Labyrinth bis zum Rummel- oder Kirmesplatz.

Zu dem heutigen Entschluss, dem Bau der Kunsthalle, können die Berliner ihren häufig in der Kritik stehenden Kultursenator und Bürgermeister Klaus Wowereit beglückwünschen. Der freute sich denn auch über die Möglichkeit, dass die Kunsthalle bereits im Sommer 2008 auf einer Fläche von 600 Quadratmetern eröffnet werden könnte.

Berlin wird international

„Berlin hat sich in den letzten 15 Jahren zu einem bedeutenden Ort internationaler Kunst entwickelt, ohne dass die Künstler hier bisher ausreichende Präsentationsmöglichkeiten gefunden haben“, sagte Coco Kühn, eine der Initiatoren des Projektteams „White Cube“. Die temporäre Kunsthalle könnte tatsächlich ein großer Wurf für Berlin werden. In jedem Fall ist es eine mutige Entscheidung. Bisher fehlt der zeitgenössischen Kunstszene der Stadt ein Ort an dem die, längst von ihrem internationalen Lokalkolorit profitierende Berliner Kunstszene, einen repräsentativen Showroom vorfände. (mit dpa/ddp)

Diana Maier

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false