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Kurz & Kritisch: Eels im Astra Kulturhaus

POPDeutlich: Eels im Astra KulturhausSieben Männer, sieben Vollbärte, sieben Sonnenbrillen – bei ihrem Erscheinen auf der Bühne im ausverkauften Astra Kulturhaus erwecken die mit Krawatten versehenen Mannen um Mastermind Mark Oliver Everett Assoziationen von ZZ Top bis zu den Blues Brothers. Die Besetzung mit drei Gitarren, Bass, zwei Bläsern und Schlagzeug passt nicht so recht zu den drei kurz hintereinander erschienenen letzten Alben, auf denen eher Balladen dominierten.

POP

Deutlich: Eels im Astra Kulturhaus
Sieben Männer, sieben Vollbärte, sieben Sonnenbrillen – bei ihrem Erscheinen auf der Bühne im ausverkauften Astra Kulturhaus erwecken die mit Krawatten versehenen Mannen um Mastermind Mark Oliver Everett Assoziationen von ZZ Top bis zu den Blues Brothers. Die Besetzung mit drei Gitarren, Bass, zwei Bläsern und Schlagzeug passt nicht so recht zu den drei kurz hintereinander erschienenen letzten Alben, auf denen eher Balladen dominierten. Folglich kredenzen die Eels während des knapp zweistündigen Konzerts eine bunte Mixtur aus ihrem 15-jährigen Schaffen. Viele ältere Songs spielen sie in neuen Arrangements. So mutiert der Schmusesong „I Like Birds“ zum Heavy- Metal-Kracher, und das „Shrek“-Soundtracklied „My Beloved Monster“ animiert zum Headbangen.

Viel mehr als „Thank You, mein Schatzi!“ oder „Wunderbar!“ hat der Amerikaner Everett dem hiesigen Publikum zwischen den Songs nicht mitzuteilen. Stattdessen scheint es ihm eine diebische Freude zu bereiten, seine mitunter zuckersüßen Melodien immer wieder durch Dissonanzen – mal der Bläser, mal von Chet Lysters Gitarre – zu brechen. Im Zentrum: Everetts angeraute Stimme, fröhlich unterstützt vom Chorgesang der Band, die mit sichtlichem – und souligem – Spaß bei der Sache ist. Höhepunkt fürs Herz: die grandiose Version des Schmachtfetzens „That Look You Give That Guy“ von der „Hombre Lobo“-Platte, wobei Bläser und Gitarren zum einem wohligen Ganzen verschmelzen. Ein prächtig antreibender Abend mit überraschend wenig leisen Tönen – keine Frage, die Eels haben das (Kultur-) Haus gerockt. Martin Schwarz

KLASSIK

Dunkel: Vesselina Kasarova singt im Konzerthaus
Eine Kammerphilharmonie, die sich den hochfliegenden Namen „Amadé“ gegeben hat, begleitet die Künstlerin Vesselina Kasarova. Das Ensemble fungiert als Veranstalter eines Benefizes für Japan unter der Schirmherrschaft von Staatssekretär André Schmitz. Es leitet mit Respighi ein und vollbringt ferner die Aufgabe, die Vortragsfolge zu strecken, etwa mit 20 Minuten Tschaikowsky, der Serenade C-Dur. Was Gründer und Dirigent Frieder Obstfeld aufbietet, ist Animation. Vom Streicherfach geprägt, Quartettbratschist, ist er kein Kapellmeister, sondern Liebhaber der Musik, in deren Fluten er navigiert. Das macht er so hingebungsvoll, dass die Musiker ihm flexibel antworten.

Star des Abends aber ist Kasarova, ein Muss für Opernfans, wie gesagt wird. Überraschung: Die Abwesenheit angemessener Publikumsschichten verleiht dem großen Saal des Konzerthauses ein Flair von Leerstand. Da muss wohl etwas schiefgelaufen sein mit der Werbung – oder mit der hochdekorierten Mezzosopranistin selbst? Nach ihrer Dalila an der Deutschen Oper rennen die Fans ihr offenbar nicht hinterher. Es ist kaum zu beschönigen, dass die wunderbare Entdeckung der neunziger Jahre heute enttäuscht. Ob sie Händels Ariodante oder Ruggiero oder den Farnace aus „Mitridate“ von dem 14-jährigen Mozart singt, große Kastratenrollen der Opera seria, als Arien aus dem Zusammenhang gerissen, wollen sie nicht zünden. Wenngleich die Künstlichkeit, die Kasarova sich angeeignet hat, zum Genre gehört, auch die feine Koloratur, befremdet das seltsam guttural nachgedunkelte Orgeln ihrer Stimme wie die unfreie Intonation. Nicht zuletzt mit dem Einsamkeitston des Orpheus von Gluck findet sie ihr empfängliches kleines Auditorium. Sybill Mahlke

KUNST

Deftig: Erotisches aus China im Museum für Asiatische Kunst
Malen nach Zahlen – wer kennt sie noch, diese Vorlagen aus dem Bastelladen, mit denen auch Kindergartenkinder sich als große Künstler fühlen können? Schon in den chinesischen Künstlerwerkstätten der Ming- und Qing-Dynastie arbeiteten die Lehrlinge nach Vorlagen mit Farbvorgaben. Dabei übten sie sich keinesfalls nur an harmlosen Landschaftsbildern. Die Ausstellung „Der chinesische Lustgarten“ im Museum für Asiatische Kunst (Lansstr. 8, bis 14. August; Di-Fr 10-18 Uhr, Sa-So 11-18 Uhr) zeigt kaum bekannte erotische Albumbilder, die einst heimlich in Serie produziert wurden. Zu sehen gibt es allerdings keineswegs nur Massenware. Seltene Vorlagen zu Bilderserien und die wenigen erotischen Bilder, die der exklusiven Literatenmalerei zuzuordnen sind, finden sich neben äußerst deftigen Darstellungen – vom homosexuellen Liebesspiel mit einem Novizen bis hin zur „Liebe im Irrenhaus“. Dass diese eher überdeutlichen Motive aber die Ausnahme sind, sieht man an idyllisch schönen Liebesszenen in sorgfältig arrangierten Gärten und luxuriös eingerichteten Zimmern. Neben viel Lehrreichem über chinesische Kunst bieten die detailreichen Bilder auch allerlei Skurriles und öffnen die Augen für kulturelle Unterschiede. So finden es die Chinesen offenkundig reizvoll, beim Sex die Socken an den winzigen „Lotosfüßen“ zu lassen. Ob da Frühlingsgefühle aufkommen?Nantke Garrelts

Martin Schwarz

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