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Kultur: Landschaft im Vormarsch

ARCHITEKTUR

Der Gegensatz zwischen Stadt und Land schwindet – so verkündet es zumindest eine vom Bund Deutscher Landschaftsarchitekten herausgegebene Dokumentation des Deutschen Landschaftsarchitektur-Preises 2003 unter dem Titel „ Event Landschaft? Zeitgenössische Landschaftsarchitektur “ (Birkhäuser Verlag 2003, dt./engl., 168 S. 49,50 Euro). Üppig bepflanzte Atrien in Bürohäusern und kunstvoll gestaltete Platzräume, mit Wasserspielen und der nötigen Lichtregie für die Nachtwirkung versehen, heben die Aufenthaltsqualitäten in den Städten. Gestaltete Natur ist auf dem Vormarsch. Zugleich aber wird in Deutschland noch immer Landschaft in der Größenordnung von 160 Fußballfeldern pro Tag zur Siedlungsfläche. Eine unverständliche Entwicklung, angesichts schrumpfender Städte.

Genügend Widersprüche also, um in dem Buch über Stand und Perspektive der deutschen Landschaftsarchitektur zu reflektieren. So weist Thies Schröder in seinem bilanzierenden Essay darauf hin, dass Landschaft eben nicht nur als gestaltete Parks, sondern zunehmend als Brache Einzug in die Städte hält. Eine Entwicklung, die sich auch in den Arbeiten der Preisträger 2003 spiegelt. So will das Büro „cet-o“ in seinem (nicht realisierten) Projekt für Hamburg-Fischbek den Anwohnern Bereiche zur landwirtschaftlichen Bearbeitung zuweisen. Ein Ausweg aus dem Dilemma, dass öffentliche Finanzmittel nicht mehr zur Pflege von Grünflächen ausreichen? Die Berliner Landschaftsarchitekten „Gruppe F“ löst dieses Problem, indem sie im Wuhlepark in Marzahn neben intensiv gestalteten Parkbereichen Flächen mit reduziertem Pflegeaufwand geschaffen hat und so zugleich den Übergang von der Stadt zum Land thematisiert.

Jürgen Tietz

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