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Kultur: Landtagswahl in Baden-Württemberg: Größere Sorgen macht der kleine Partner

Keine Überraschung bei den Sozialdemokraten am Wahlabend. SPD-Schatzmeisterin Inge Wettig-Danielmeier, die kurz nach den ersten Trendmeldungen am Abend aus ihrem Büro ins Foyer des Berliner Willy-Brandt-Hauses kam, kommentierte die Wahlergebnisse in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz so auch mit wenigen knappen Worten: "Es entspricht unseren Erwartungen.

Keine Überraschung bei den Sozialdemokraten am Wahlabend. SPD-Schatzmeisterin Inge Wettig-Danielmeier, die kurz nach den ersten Trendmeldungen am Abend aus ihrem Büro ins Foyer des Berliner Willy-Brandt-Hauses kam, kommentierte die Wahlergebnisse in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz so auch mit wenigen knappen Worten: "Es entspricht unseren Erwartungen."

Der Jubel der Genossen hielt sich mangels Überraschungen in Grenzen. Erst als sich SPD-Generalsekretär Franz Müntefering blicken lässt, der gemeinsam mit Bundestags-Fraktionschef Peter Struck die Hochrechnungen verfolgte, brandet Applaus in der Parteizentrale auf. "Das war der Beifall für Kurt Beck und für Ute Vogt", meint Müntefering lächelnd. Dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck hat der Amtsbonus einen klaren Wahlsieg beschert. In Baden-Württemberg hat die SPD-Spitzenkandidatin Ute Vogt das Ergebnis ihrer Partei von katastrophalen 25,1 Prozent bei der Wahl 1996 um acht Punkte auf gut 33 Prozent verbessert.

Der Generalsekretär ist damit sichtbar zufrieden. "Das ist eine Stabilisierung für die Bundespolitik", sagt er und nimmt mit den Erfolgen der SPD an diesem Abend schon das nächste Ziel, die Bundestagswahl, ins Auge. "Das ist ein wichtiger Schritt auf 2002 hin", erklärt Müntefering. Schließlich habe auch die Politik der Bundesregierung den Wahlkämpfern in beiden Ländern Rückenwind gegeben.

Im Schlagschatten

SPD-Fraktionschef Peter Struck ergänzt und bescheinigt der rot-grünen Koalition in Berlin nach dem Wahlsonntag eine "erfreuliche Erfolgsbilanz". Dabei sehen natürlich auch die Sozialdemokraten, dass an diesem Sonntag nur sie Sieger waren. Der Berliner Koalitionspartner, die Grünen, verlor in beiden Ländern deutlich. Lag das an der Patriotismus-Debatte um den grünen Umweltminister Jürgen Trittin? Müntefering begründet das schlechte Abschneiden der Grünen und auch der Freidemokraten eher mit der Polarisierung der beiden großen Volksparteien in der Schlussphase der Landtagswahlkämpfe. Da seien "die Kleinen in den Schlagschatten geraten", sagt er.

Müntefering und Struck bemühten sich beide, nach dem schlechten Abschneiden des grünen Koalitionspartners eine Debatte um die Zukunft Trittins zu verhindern. "Für uns ist er kein Hindernisfaktor gewesen", erklärt der SPD-Generalsekretär zufrieden.

Und: "Wir gehen davon aus, dass Jürgen Trittin Minister bleibt." Er kenne jedenfalls keine Diskussion in der Koalition, den Minister aus dem Amt zu drängen. Es gebe "keinen Grund, an der fachlichen Qualifikation von Jürgen Trittin für das Ministeramt zu zweifeln", sagte Müntefering.

Rückenwind für Berlin

Struck räumte trotz der Freude der Sozialdemokraten ein, das Resultat der Grünen erfülle ihn "natürlich ein bisschen mit Sorge". Er freute sich dann vor allem über das Ergebnis der baden-württembergischen Spitzenkandidatin Ute Vogt. Wer acht Prozentpunkte hinzu gewinne, der werde in der Partei in Zukunft eine Rolle spielen, kündigte Struck an.

Die Frage ist, wo Vogt ihre Rolle spielen wird. In ihrem eigenen Wahlkreis in Pforzheim hat sie es am Sonntag nicht geschafft. Damit sieht es so aus, als bleibe Vogt Bundestagsabgeordnete in Berlin - anders als sie es vorhatte. Das würde auch einen Satz, mit dem sie ihren Erfolg in BadenWürttemberg kommentierte, in anderem Licht erscheinen lassen: "Das, was wir aus Berlin an Rückenwind bekommen haben, werden wir auch an Berlin zurückgeben."

Carsten Germis

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