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Kultur: Leerstellen

Jens Joneleits „Metanoia“ im Schiller Theater

Eines kann man dieser Produktion sicher nicht vorwerfen: Dass sie sich mit irgend einer echten Schlingensief-Tat verwechseln ließe. Kein Voodoo und kein Afrika auf der (erstaunlich klein wirkenden) Bühne des Schiller Theaters, keine Krankheitsmetaphern, keine „Familie“, keine Mythen, keine Manie, nichts Besessenes. Und das ist gut so. Mindestens so gut ist, dass sich das Team, das nach Schlingensiefs Tod und nach einigem Zögern bei „Metanoia“ in die Regie-Brache sprang, aller ästhetischen Grabgesänge und Totenbeschwörungen enthält.

Das Konterfei des in seinen Stücken stets Allgegenwärtigen oder seine Stimme etwa sucht man an diesem Uraufführungsabend vergebens. Ein paar Schlingensief-Texte werden wohl eingeblendet, im Hintergrund spielen zwischen den Fragmenten des Bühnenbilds zwei seiner älteren Filme – und am Ende spricht Martin Wuttke den letzten Eintrag des Künstlers in seinem Blog von Anfang August: „Erinnern heißt: Vergessen!“ Das ist es dann auch schon. 70 Minuten neue Oper ohne Christoph Schlingensief.

Oper? Neu? Der Preis für solches Sich-Bescheiden fällt höher aus, als man denkt. René Polleschs wütende Nietzsche-„Überschreibungen“, Jens Joneleits sanfte Musik, die konzertant agierenden Sänger, Chor und Staatskapelle unter Daniel Barenboim – nichts davon will am Ende Theater sein, Ereignis, sinnlich, lebendig. Vielleicht ist das nur konsequent. Das Publikum entlässt es ratlos. (ausführliche Kritik folgt) Le.

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