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Kultur: Leinwandschüsse

Das Publikum steht im Zentrum von Gunter Res kis Ausstellung in der Galerie Zwinger (Gipsstraße 3; bis 6 Januar). Doch wer sich als Objekt der künstlerischen Begierde wähnt, ist schon in die künstlerische Falle getappt.

Das Publikum steht im Zentrum von Gunter Res kis Ausstellung in der Galerie Zwinger (Gipsstraße 3; bis 6 Januar). Doch wer sich als Objekt der künstlerischen Begierde wähnt, ist schon in die künstlerische Falle getappt. Zwar apostrophiert die farbtrunkene Wandmalerei das „vermutlich beste Publikum“, doch die lachenden Münder, Hüte und Sonnenbrillen fliegen allesamt aus der elliptischen Bahn. „Das Lächeln im Kreise macht alle ganz leise“, schreibt Reski dem Bild ein. Und auch der Titel „Frühe Farbe, späte Gründe“ löst den Zwiespalt nicht auf. In der literarischen Verknappung scheint eine rätselhafte Reminiszenz von Botho Strauß’ „Bekannte Gesichter, gemischte Gefühle“ auf. Womit wir im Zentrum des Werks von Gunter Reski angekommen wären. Denn der 1963 geborene Künstler hat sich ebenso als Autor und Kritiker profiliert. Schrift und Bild, Kunst und Literatur durchdringen, kreuzen und überlagern sich bei ihm. Mal mit bitterbösem Witz, wie in der Monumentalcollage „Gutes Publikum“; dann wiederum mit Melancholie, wie in der wunderbaren Collage „Your Name is Fire“, die auf einem Film von Sergei Paradjanov anspielt (Preise von 750 bis 17 500 Euro) . So werden die Reflexionen über das Publikum gleichsam eine Hommage an das Kino. Denn, so Reski, „man kann sich seine Assoziationsketten nicht immer aussuchen, aber benutzen“.

Ein Satz, den Al Hansen sicher unterschrieben hätte. Auch sein Werk bietet jede Menge Stoff für kuriose Gedankenspiele. Hansen war Fluxus-, Happening- und Performance-Künstler, Lyriker und Essayist. Die Galerie Haas & Fuchs würdigt den 1995 in Köln verstorbenen Amerikaner mit Zeichnungen, Collagen und konkreter Poesie (Niebuhrstraße 5; bis 6. Januar) . „Answering Proustian Questions“ heißt es in einem der „Intermedia Poems“. Natürlich bleiben die Antworten aus. Das Gedicht endet als Ode an die Liebe, der auch Hansens vielfältige Variationen auf die Venus huldigen. Aus Zeitungsfragmenten, Zigaretten- und Schokoladenpapier dekliniert er ihren anarchischen Charme. Mal taucht er sie in „Lulu’s back in town“ ganz in Schwarz, mal konturiert er die Göttin mit Filmstreifen. Denn auch bei Hansen hat das Kino Spuren hinterlassen: Der 1927 geborene Künstler betonte, dass in ebendiesem Jahr auch Fritz Langs „Metropolis“ und der erste Tonfilm entstanden sind. So erzählt die auf seinem Künstlerbuch „Why shoot Andy Warhol?“ basierende Collage, einer kongenialen Mischung aus Krimi, Comic und Objektcollage, vom Warhol-Attentat. Die Hauptrolle spielt Al Hansen allerdings selbst (Preise zwischen 2500 und 35 000 Euro).

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