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Kultur: Leo.Coppi: Icke dette kieke mal

Am 25. Juni 1991 eröffneten Doris Leo und Helle Coppi ihre Galerie in der Wallstraße mit der Ausstellung von Harald Metzkes und Werner Stötzer.

Am 25. Juni 1991 eröffneten Doris Leo und Helle Coppi ihre Galerie in der Wallstraße mit der Ausstellung von Harald Metzkes und Werner Stötzer. Die Rede hielt damals ein prominenter Gast: Heiner Müller. Er ehrte damit zugleich auch seinen langjährigen Freund Stötzer, dessen 70. Geburtstag die Galerie Leo.Coppi vor kurzem mit einer großen Schau feierte. Heute wird Bundestagspräsident Wolfgang Thierse in der Galerie eine Rede halten und an den Tag erinnern, an dem Doris Leo und Helle Coppi vor zehn Jahren den Sprung in die Selbständigkeit wagten. Zuvor hatten beide im Staatlichen Kunsthandel der DDR gearbeitet: "Das einzige, worauf wir wirklich bauen konnten, waren unsere engen Kontakte zu den Künstlern. Sie waren das wichtigste und einzige Kapital, das wir damals hatten." Der "Drahtseilakt" gelang: Bereits drei Monate nach ihrer Gründung trug sich die Galerie selbst. Seit 1992 nehmen die Galeristinnen regelmäßig an der Art Cologne, seit 1994 auch an der Art Frankfurt teil.

Vor fünf Jahren folgte der Umzug aus dem stillen Wallstraßen-Winkel in den größeren, lichten Galerieraum in den Hackeschen Höfen. Der Künstlerstamm erweitert sich seither kontinuierlich um Namen aus Ost und West. "Allein die künstlerische Qualität, und ob jemand in das Programm passt, bestimmt die Auswahl, nicht der Geburtsort," betont Doris Leo. Insgesamt 60 Ausstellungen mit 2000 Arbeiten von 66 Künstlern dreier Generationen lautet die stolze Jubiläumsbilanz. Elf Malerinnen und Maler, dazu die Bildhauer Sylvia Hagen, Michael Schoenholtz und Werner Stötzer haben die Galeristinnen zu ihrer Jubiläumsschau "Profil" eingeladen. Von zehn der Künstler sind Jubiläums-Editionen erhältlich, für die während der Ausstellung Vorzugspreise ab 150 Mark für eine Radierung von Nemzow bis 1900 Mark für Stötzers kleinen Bronzetorso gelten. Abseits von schnelllebigen Moden bekennen sich die Galeristinnen zum Figurativen, Sinnbildhaften. Der Bogen spannt sich dabei von Künstlern der älteren Generation, wie dem im letzten Jahr verstorbenen Arno Mohr mit schwarzweißen Holzschnitten aus der Mappe "Icke dette kieke mal" (je 900 Mark), und den Bildern des 85-jährigen Malers Hans Laabs. Harald Metzkes neue Bilder "Werdendes Tableau" und "Das Aufgebot" (11 000 Mark) zählen ebenso zu den Höhepunkten der wohlkomponierten Schau wie Stötzers Skulpturenstelen, die mit ihrer weit fortgeschrittenen Reduktion des Figürlichen zugunsten der Abstraktion in virtuos gemeisterte, vieldeutige Grenzbereiche führen.

Das in jüngster Zeit wieder immens gewachsene Interesse an figurativer Kunst sehen Leo und Coppi als Bestätigung ihres Programms, das die gegenständliche Kunst nie aus dem Auge verlor: "Die geheime Sehnsucht nach der Figur wird wohl immer bestehen bleiben. Wir wollten uns nie nach Trends richten - nun finden wir uns nach zehn Jahren unbeabsichtigt in einem Trend wieder." Wenn sich der Wind wieder dreht, wird sich die Galerie Leo.Coppi in ihrer Ausrichtung dennoch nicht beirren lassen.

Elfi Kreis

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