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Les Paul: Der Mann, der die Welt unter Strom setzte

Sein Leben folgte einer schlichten Devise: "Mein Ziel ist es, Leute glücklich zu machen." Das ist Les Paul, der jetzt mit 94 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben ist, zweifellos gelungen. Zum Tod des Gitarristen.

Glücklich gemacht hat der Gitarrist in erster Linie Musiker, aber auch alle Freunde elektrisch verstärkter Rockmusik. Denn ohne Les Paul – so pathetisch muss man das wohl sagen – hätte der Rock’n’Roll des mittleren und späten 20. Jahrhunderts anders geklungen. Wahrscheinlich leiser.

Die von ihm entwickelte „Gibson Les Paul“-Elektrogitarre, die als Prototyp 1952 entstand und seit 1958 unverändert hergestellt wird, hat eine ganze Ära unter Strom gesetzt. Lang und illuster ist die Liste der Rockgrößen, die seine Gitarre spielten, sie reicht vom Beat der sechziger Jahre bis zum Heavy rock des letzten Jahrzehnts: Keith Richards, Jimmy Page, Jeff Beck, Eric Clapton, Jimi Hendrix, Pete Townshend, Joe Satriani und Slash von Guns N’ Roses.

Les Paul war ein virtuoser Gitarrist, vor allem aber war er ein begnadeter Bastler. Er erfand zahlreiche Effektgeräte und wurde zum Pionier des Multitracking, der Mehrspurtechnik, die das Aufnehmen von Musik revolutionierte. „Ich wollte nie ein Edison werden“, hat er der „New York Times“ gesagt. „Der einzige Grund, warum ich diese Sachen erfand, war, dass ich sie nicht hatte und auch kein anderer.“

Les Paul, 1915 in Wisconsin geboren, baute mit 11 Jahren aus einem Röhrenradio seinen ersten Gitarrenverstärker, mit 13 trat er bereits halb professionell als Hillbilly-Gitarrist auf. 1936 gründete er in Chicago das Les Paul Trio und zog nach New York, wo er in Radioshows spielte und Nat King Cole, Bing Crosby und die Andrew Sisters begleitete. Seine größten Erfolge als Musiker feierte er in den fünfziger Jahren, als er mit seiner zweiten Ehefrau Mary Ford Hits wie „How High The Moon“, „Mockingbird Hill“ oder „Vaya Con Dios“ aufnahm und eine eigene Fernsehshow bekam. Auf Youtube kann man einen hinreißenden Videoclip aus der „Les Paul and Mary Ford at Home“-Show sehen. Paul sitzt entspannt auf seiner Veranda, schlägt perlende Akkorde auf der Gitarre, während die Gattin Topfpflanzen beschneidet und singt: „The World Is Waiting For The Sunrise.“

In Wirklichkeit war die Ehe wohl weniger sonnig. Den letzten Charts-Erfolg hatte das Paar 1961, 1964 ließen sie sich scheiden, Paul zog sich von der Bühne zurück. Doch seit 1983 trat er bis kurz vor seinem Tod wieder allwöchentlich in einem kleinen New Yorker Club auf. Sein letztes Album, 2005 veröffentlicht, heißt „American Made, World Played“. Die Rockwelt trauert. Christian Schröder

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