zum Hauptinhalt

LESESTOFF: LESESTOFF

Wolfgang Pohrt:Kapitalismus Forever – Über Krise, Krieg, Revolution, Evolution, Christentum und Islam. Edition Tiamat, Berlin 2012.

Wolfgang Pohrt:

Kapitalismus Forever – Über Krise, Krieg, Revolution, Evolution, Christentum und Islam. Edition Tiamat, Berlin 2012. 112 S., 13 €.

„Was trifft, trifft auch zu“, sagt Karl Kraus. Wenn das stimmt, ist Wolfgang Pohrt wohl der treffsicherste Autor deutscher Sprache. Rücksichten kennt er keine. Widersprüche, auch eigene, hält er aus. Selbst, wo er sich im Nachhinein korrigieren muss, behält er am Ende recht. Irgendwie jedenfalls. Auch sein Essay vor einer Woche im Tagesspiegel („Abendland vs. Islam“) hat in so manchem braven Zeitgenossen den Wutbürger geweckt. Jetzt ist Pohrt, nach langer Abstinenz, wieder da. Und er beweist, dass es sich in seltenen Fällen mit dem Scharfsinn verhalten kann wie mit dem Fahrradfahren: einmal gelernt, ewig gekonnt. Sein aktuelles Buch zur Dauerkrise könnte man kühl als marxistisch geschulten Assoziationsrap klassifizieren. Aber das ginge am Wesentlichen vorbei. Es gibt Passagen darin, die man sich, sofern kein Wutbürger anwesend ist, laut vorlesen möchte. So klug, so klar, so heiter. Malte Lehming

Manfred Kittel: Marsch durch die Institutionen? Politik und Kultur in Frankfurt nach 1968. Oldenbourg Verlag, München 2011. 489 S., 49,80 €.

Aus dem von Rudi Dutschke geforderten Marsch durch die Institutionen wurde für viele ein „Marsch durch die Illusionen“. Manfred Kittel untersucht diesen Integrationsprozess der 68er in die Mainstreampolitik (also vor allem in die SPD) für das Frankfurt am Main der 70er Jahre – einer Hochburg der Studentenrevolte. Auf 500 Seiten lässt Kittel die damals so dramatischen ideologischen Konflikte aufleben, die sich dank des 1970 berufenen „progressiven“ Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann samt seines Mitbestimmungsmodells für das Schauspiel (Teil des „Frankfurter Modells“) vor allem in der kommunalen Kultur niederschlugen. Alles endete 1977 mit der Niederlage des SPD-Oberbürgermeisters „Dynamit-Rudi“ Arndt und dem Einzug eines der „erzkonservativsten CDU-Politikers“ (Arndt über Walter Wallmann) in den Römer. Der ideologische Kampf hatte die SPD verbraucht. Die Vorgänge in Frankfurt müsse man dennoch, meint Kittel, als Beleg „für die funktionierenden Verdauungsmechanismen der zweiten deutschen Demokratie deuten“. Moritz Schuller

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false