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Kultur: Letzter Tycoon

Der Diogenes-Verleger Daniel Keel ist tot

Beim Namen Daniel Keel dürften selbst leidenschaftlichste Leser zunächst ein wenig stutzen. Nennt man dann aber den Verlag, den Keel 1952 mit einem Zeichnungenband von Ronald Searle gründete, wissen selbst nicht so leidenschaftliche Leser sofort Bescheid: Der Diogenes Verlag, genau, dort kam doch Patrick Süskinds „Parfüm“ heraus. Oder die Bücher von Georges Simenon, von Raymond Chandler, F. Scott Fitzgerald, Bernhard Schlink, John Irving, Friedrich Dürrenmatt, Donna Leon, Patricia Highsmith, Martin Suter undundund. „Ich teile alle Werke in zwei Sorten ein: solche, die mir gefallen, und solche, die mir nicht gefallen. Ein anderes Kriterium habe ich nicht“, schrieb Keel in einer Festschrift zum 50-jährigen Diogenes-Jubiläum. Und ihm gefielen zunächst vor allem Zeichner wie Paul Flora, F. K. Waechter, Loriot, Tomi Ungerer, Hans Traxler oder Jean-Jacques Sempé, auch weil er selbst in jungen Jahren sich nicht nur im Schreiben, sondern auch im Malen versuchte. Da sein Talent aber nicht reichte, „wurde ich Vermittler von solchen, die es besser können, also Hebamme, Butler, Banker in einem.“

Allein ein Satz wie dieser zeigt an, über wie viel Humor Daniel Keel verfügte. Humor durften und sollten Diogenes-Bücher haben, darauf legte er viel Wert – und darauf, dass die von ihm verlegten Bücher keine Langeweile verbreiten und im besten Sinne unterhalten, nicht flach, sondern anspruchsvoll. Die Grenzziehung von U- und E-Literatur war Keels Sache nicht. So machte er Diogenes zu einer immens erfolgreichen Marke, einer Marke, die nicht zuletzt bis heute unabhängig ist und keinerlei Konzernvorgaben verpflichtet. Weshalb er auch kein Problem damit hatte, Verleger-Tycoon hin oder her, als Name und Person hinter dieser Marke zu verschwinden. „Das Buch, das eine gute Geschichte erzählt, ist unsterblich.“, davon war er immer überzeugt. Nun ist Daniel Keel kurz vor seinem 81. Geburtstag in seinem Haus in Zürich gestorben. Gerrit Bartels

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