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Kultur: Leuchtende Tränen

KUNST AM BAU

Unlängst hat der gläserne Tempel der Neuen Nationalgalerie ein neues Erscheinungsbild erhalten. Vor allem bei Dunkelheit verschwindet das reale Bauwerk hinter der Lichtarchitektur des amerikanischen Künstlers Keith Sonnier, der die Konturen des Meisterwerks von Mies van der Rohe in Leuchtstoffröhren in den drei Primärfarben Gelb, Rot und Blau nachzeichnet. Für viele Kunstfreunde dürfte Sonnier ein bekannter Unbekannter sein: Sein Name und sein Werk sind nur einer Minderheit geläufig, einzelne Arbeiten hingegen sind einer Mehrheit schon vor Augen gekommen. So ziert eine seiner Lichtinstallationen das Untergeschoss des Münchner Flughafengebäudes.

Wer die Muße aufbringt, genauer hinzuschauen, wird – wie jetzt und nur für begrenzte Zeit in Berlin – mit optischen Eindrücken verwöhnt. Zwei neue in-situ-Arbeiten Sonniers, die auf nicht ganz so große Publikumswirkung rechnen dürfen, stellt jetzt das Buch „Keith Sonnier – Skulptur Licht Raum“ vor (Hatje Cantz Verlag, Stuttgart. 88 S., 16,80 Euro). Es handelt sich um die flächige, farbige Ausleuchtung der unterirdischen Passage der Münchner Rückversicherungsgesellschaft (die schon seit langem ein ambitioniertes Kunstprogramm betreibt) sowie um die hochexpressive Installation „Tränen für den Hl. Franziskus“ in der neuen Pfarrkirche der oberösterreichischen Stadt Steyr. Dabei winden sich Neonröhren innerhalb eines Glaskubus zu wirbelnden Spiralen – eine Leuchtreklame für das Haus Gottes, die keiner sprachlichen Botschaft bedarf.

Das Buch bietet eine konzise Einführung in das Werk des Lichtkünstlers Keith Sonnier. Dabei regt vor allem die „Verbindung RotBlauGelb“, die Sonnier für die „Münchner Rück“ geschaffen hat, zum Vergleich mit der Berliner Installation an, über die die Nationalgalerie bereits eine eigene Publikation herausgebracht hat.

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