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Kultur: Liebe ist die größte Kunst

Leidenschaftliche Begeisterung und akribische Genauigkeit - Leos Janaceks Opern sind wie geschaffen für junge Sänger, die ihre Studien abschließen und sich die Bühnen der Welt erobern wollen. Die elektrisierende Dramaturgie emotionaler Widersprüche weist noch immer den direkten Weg ins moderne Musiktheater.

Leidenschaftliche Begeisterung und akribische Genauigkeit - Leos Janaceks Opern sind wie geschaffen für junge Sänger, die ihre Studien abschließen und sich die Bühnen der Welt erobern wollen. Die elektrisierende Dramaturgie emotionaler Widersprüche weist noch immer den direkten Weg ins moderne Musiktheater. Wenn sie bloß nicht so verteufelt schwer wären. Die Universität der Künste Berlin wagte sich jetzt an die Berliner Erstaufführung von Janaceks dritter Oper „Osud“ (Schicksal), einem 1906 vollendeten Künstlerdrama, das jüngst unter Robert Wilsons Regie in Prag einen späten Bühnenerfolg feierte. Eine dunkle Meditation über das Verhältnis von Kunst und Leben, den Kannibalismus des Werks und die harten Schläge des Fatums, die UdK-Professorin Dagny Müller zunächst in grell gleißendes Licht taucht.

Mit beinahe schon brutaler Sorglosigkeit toben freche Schülerinnen und fesche Sportler durch das sommerliche Leben eines Seebads, als sich dort der Komponist Zhivny und seine ehemalige Geliebte Mila wiedersehen. Dieser Zufall enthüllt bald seine schicksalhaften Züge: Während Zhivny seine enttäuschte Liebe zu einer unfertigen Oper sublimierte, hat Mila das gemeinsame Kind aufgezogen - und obendrein noch eine seelisch kaputte Mutter im Schlepptau. Der verzweifelte Versuch der Liebenden, Leben und Kunstschaffen künftig zu synchronisieren, mündet in eine Katastrophe. Und spült den vereinsamten Komponisten viele Jahre später - wie passend - als Dozent an eine Kunsthochschule.

Es wird eine erschütternde Lehrstunde unter Blitz und Donnern, vorangetrieben vom bravourösen Sinfonieorchester der UdK unter Ludwig de Ridder. Trotz feiner Betonung der lyrischen Seite Janaceks, überdeckt die Musik im UdK-Theatersaal oft die Sänger, die sich mit der deutschen Fassung des spröden Librettos mühen. Dennoch gelingt vor allem Jule Vortisch als Mila eine glutvolle Interpretation. Ein kunstvolles Plädoyer fürs Leben, das endlich eine Lücke im Berliner Repertoire schließt. Ulrich Amling

Wieder am 30. Juni sowie am 2. und 4. Juli.

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