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Kultur: Liebe, Lust und Blütenblätter

KUNST

„So many words because I can’t touch you“, steht auf einem Bild. Dabei könnte es auch heißen: So viele Bilder, weil ich dich nicht berühren kann. Mathew Hale , dessen Werk in der Galeri e des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (Kurfürstenstr. 58, bis 25. Januar; Katalog in Vorbereitung) zu sehen ist, führt deutlich vor Augen, wie eng verbandelt Liebe, Lust und Kunst sind und wie so manches Mal die eine das andere ersetzt. Mathew Hale, 1962 in England geboren und seit vier Jahren in Berlin lebend, ist ein Collagen-Künstler. Grundlage seiner Bilder sind einzelne Buchseiten. Diese werden auf unterschiedlichste Art bearbeitet: mit Tusche bemalt, mit Fotos beklebt, von Karton überdeckt. Häufig kombiniert Hale mehrere Techniken. Besonders anmutig sieht es aus, wenn die Buchseite an einigen Stellen leicht aufgeschnitten ist und sich Papierschnipsel wie zarte Blütenblätter über das eingeschobene Material legen.

Auf einem Bild erwächst aus dem lustvoll geöffneten Mund einer Frau die gesamte, verschlungene Collage. Damit lockt Hale den Betrachter in ein verschlungenes Metapherngeflecht und regt zum Nachdenken über das Verhältnis von Liebe und Arbeit, von Erotik und Kreativität an. Immer wieder stößt man auf „cocks“ und „cunts“ und entdeckt, häufig erst auf den zweiten Blick, so manches primäre Geschlechtsorgan. Eine Tuschezeichnung zeigt ein kopulierendes Paar. Sie reden miteinander, ihre Sprechblasen aber überlagern sich und löschen sich dadurch aus. Das eigentliche Gespräch führen die Körper miteinander. Keine Worte, weil sie sich berühren: „No words, because I can touch you.“

Tobias Lehmkuhl

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