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Kultur: Liebliche Bläue

Berliner Philharmoniker feiern Henzes Geburtstag

Einer der schönsten Filme über Heranwachsende, ihre Seele, Arroganz und Einsamkeit, ist „Der junge Törless“ vonVolker Schlöndorff. Hans Werner Henze hat die Gedankenmusik dazu gemacht, die erklingt, wenn der Dialog schweigt. Die Titelrolle spielt, blutjung, 1966 Mathieu Carrière, der sich erst kürzlich bei RTL im australischen Dschungel um neuen Starruhm beworben hat. Damals, in diesem vorbildlich ausgesparten Film, scheint sein Antlitz das Innere zu verschließen, das die Musik spiegelt. Ihre Aufführung für Streichsextett evoziert Bilder wie aus historischer Ferne: karges Land, Internat, Schlafsaal, Flucht, Nacht, Kutschfahrt.

Das Scharoun-Ensemble aus Berliner Philharmonikern eröffnet im Kammermusiksaal mit der wunderbar intonierten „Fantasia“ das erste der Konzerte, die „Hans Werner Henze zum 85. Geburtstag“ gewidmet sind. Der Tag steht zwar noch aus, aber feiern kann man den Komponisten nicht genug. Die Musiker fühlen sich ihm „in Freundschaft und Dankbarkeit“ verbunden, so „Pit“ Riegelbauer. Sie spielen weiter „Ode an eine Äolsharfe“ (1986). Mit Mörike ergibt sich eine feine Verbindung zum „Törless“: „im Traume deine Knabengestalt“. Zu den 15 Soloinstrumenten in bester Qualität (Charme der Bassflöte!) kommt, fabelhaft konzertierend, Gitarrist Jürgen Ruck.

„In lieblicher Bläue“, der „Kammermusik 1958“, ändert sich die Stimmung kaum. Die von Peter Pears kreierte Tenorpartie mit weitem Ambitus verziert nun brillant Andrew Staples. Dank Hölderlin scheint das ganze Ensemble unter David Afkham von Schönheit zu singen. Das Publikum wird eingesponnen in Henze und Gitarrenträume. Sybill Mahlke

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