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Kultur: Lied der Steine

Musikfest: Peter Eötvös mit der „Musikfabrik“

Von Tabea Zimmermann mit Berlioz eingeläutet, ist das „Musikfest Berlin“ auch zu einer kleinen Hommage an die Viola solo geworden. Dafür steht Luciano Berio ein, der zweite Zentralkomponist neben Boulez. Dem Motto „Folksongs“ folgt, wie kürzlich Antoine Tamestit mit „Voci“, nun die Musikfabrik aus Köln, indem sie das verwandte Stück „Naturale (su melodie siciliane)“ ausbreitet. Es bezeugt den Rang des Ensembles, dass die Musiker anspruchsvolle Soli aus den eigenen Reihen besetzen können. So führt der Bratschist Axel Porath in der Philharmonie einen erinnerungsträchtigen Dialog mit der eingeblendeten Stimme des sizilianischen Volkssängers Celano.

Es sind raue Rufe, die es Berio angetan haben, und die Viola passt sich deren Ursprünglichkeit konzertierend an. Listig geleitet das Schlagwerk Alltagswelt und Sehnsuchtslied in die Bereiche der Avantgarde. Selbst aus der späten Instrumentalmusik Berios scheint die Inspiration durch seine legendäre Muse Cathy Berberian zu klingen. Akrobatisch virtuos, wie sie gesungen hat, zeigt sich auch die Partie der Solotrompete (Marco Blaauw) in „Kolod–Chemins VI“, die ein Kammerorchester mit Tuba und Akkordeon zum Schwingen bringt. Berio heute? Am Ende ein Ton wie ein Fragezeichen. Mehr von den Zeitgenossen: Pousseur und Xenakis, dessen „N’Shima“ mit zwei Mezzosopranen kompositorische Dichte bewahrt.

Der Klang eines Kieselsteins kann eine Brücke zu Träumen sein, wie Peter Eötvös sie zu spannen weiß. Peter widmet als Dirigent und Mitspieler dem Pierre (Boulez) „Steine“ für Ensemble. Das aparte Medium Stein, das die Musiker improvisatorisch und strukturdiktiert spielen, wenn ihre Instrumente schweigen, hat ein Ziel: musikalisches Steineklopfen im Namen Petri. Sybill Mahlke

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